Beim Blick auf die Gehaltsabrechnung stellen sich viele Arbeitnehmer dieselbe Frage: Warum kommt so viel weniger aufs Konto als im Arbeitsvertrag steht? Der Grund dafür liegt im Unterschied zwischen Brutto- und Netto-Gehalt. Während das Bruttogehalt alle Leistungen des Arbeitgebers umfasst, zeigt das Nettogehalt, was nach Steuern und Sozialabgaben tatsächlich übrig bleibt. In diesem Beitrag erfährst du, was zum Bruttolohn gehört, welche Abzüge vorgenommen werden, wie du dein Nettogehalt berechnest – und welche Faktoren du beeinflussen kannst.
Was ist das Bruttogehalt?
Das Bruttogehalt ist der vertraglich vereinbarte Gesamtbetrag, den ein Arbeitnehmer für seine Arbeit erhält – vor Abzug von Steuern und Abgaben.
Es umfasst:
- Grundgehalt
- Zulagen (z. B. Schichtzulagen, Gefahrenzulagen)
- Sonderzahlungen (z. B. Urlaubsgeld, Weihnachtsgeld)
- Sachbezüge (z. B. Dienstwagen, Verpflegung)
💡 Das Bruttogehalt ist die Ausgangsbasis für die Berechnung des Netto-Einkommens.
Was ist das Nettogehalt?
Das Nettogehalt ist der Betrag, der nach Abzug aller Steuern und Sozialabgaben auf dein Konto überwiesen wird.
Kurz gesagt:
Bruttogehalt – Abzüge = Nettogehalt
Das Nettogehalt ist das verfügbare Einkommen, über das du im Alltag tatsächlich verfügen kannst.
Welche Abzüge reduzieren das Bruttogehalt?
1. Lohnsteuer
- Bemisst sich am Bruttolohn, der Steuerklasse und dem Freibetrag
- Je höher das Einkommen, desto höher die Steuer
- Wird direkt vom Arbeitgeber an das Finanzamt abgeführt
2. Solidaritätszuschlag
- 5,5 % auf die Lohnsteuer – seit 2021 nur noch für Besserverdiener
3. Kirchensteuer (je nach Bundesland)
- 8 % oder 9 % der Lohnsteuer, wenn du einer Kirche angehörst
4. Sozialabgaben (gesetzlich geregelt)
| Abgabe | Anteil Arbeitnehmer |
|---|---|
| Rentenversicherung | 9,3 % |
| Krankenversicherung | 7,3 % + Zusatzbeitrag (ca. 1,6 %) |
| Arbeitslosenversicherung | 1,3 % |
| Pflegeversicherung | 1,7 % (Kinderlose: +0,6 %) |
➡️ Diese Beiträge werden halbseitig vom Arbeitgeber mitfinanziert.
Beispiel: Brutto-Netto-Berechnung
Ein Angestellter in Steuerklasse I verdient 3.500 € brutto im Monat.
Abzüge (circa):
- Lohnsteuer: 380 €
- Solidaritätszuschlag: entfällt
- Kirchensteuer: 30 €
- Krankenversicherung: 305 €
- Rentenversicherung: 325 €
- Pflegeversicherung: 85 €
- Arbeitslosenversicherung: 45 €
➡️ Nettogehalt: ca. 2.330 €
💡 Der genaue Betrag hängt von Steuerklasse, Bundesland, Freibeträgen, Zusatzbeiträgen und Kindern ab.
Faktoren, die dein Nettogehalt beeinflussen
1. Steuerklasse
Es gibt sechs Steuerklassen in Deutschland – sie bestimmen maßgeblich den Abzug der Lohnsteuer.
| Steuerklasse | Für wen geeignet |
|---|---|
| I | Ledige, Alleinstehende ohne Kinder |
| II | Alleinerziehende |
| III | Verheiratete (wenn Partner Klasse V hat) |
| IV | Verheiratete mit etwa gleichem Einkommen |
| V | Verheiratete mit Partner in Klasse III |
| VI | Zweit- und Nebenjobs |
➡️ Der Wechsel der Steuerklasse kann das Nettogehalt spürbar verändern – z. B. bei Heirat.
2. Kinderfreibetrag
- Jedes Kind erhöht den Freibetrag, was die Lohnsteuer reduziert
- Einfluss auch auf Pflegeversicherungsbeitrag
3. Freibeträge & Werbungskosten
- Z. B. Pendlerpauschale, Kosten für Arbeitsmittel, doppelte Haushaltsführung
- Können beim Finanzamt eingetragen und monatlich berücksichtigt werden
4. Zusatzbeiträge der Krankenkasse
- Krankenkassen erheben unterschiedliche Zusatzbeiträge (2024: 1,3–1,8 %)
- Wechsel der Kasse kann das Nettoeinkommen leicht verbessern
5. Sonstige Faktoren
- Vermögenswirksame Leistungen (VL)
- Betriebliche Altersvorsorge (reduziert steuerpflichtiges Brutto)
- Sachbezüge (z. B. Jobticket, Essenszuschüsse)
Brutto-Netto-Rechner: So bekommst du Klarheit
Online-Rechner helfen dir, dein Nettogehalt genau zu berechnen – z. B.:
- brutto-netto-rechner.info
- lohnsteuerrechner.de
- offizielle Rechner der Rentenversicherung oder Krankenkassen
➡️ Du gibst Bruttolohn, Steuerklasse, Kinder, KV-Zusatzbeitrag etc. ein – und erhältst dein Netto-Ergebnis in Sekunden.
Häufige Fragen (FAQs)
Was ist der Unterschied zwischen Brutto- und Nettogehalt?
Das Bruttogehalt ist der Gesamtverdienst vor Abzug von Steuern und Sozialabgaben. Das Nettogehalt ist der Betrag, der nach Abzug dieser Posten ausgezahlt wird.
Warum ist mein Nettogehalt niedriger als gedacht?
Weil zahlreiche Abzüge (Steuern, Sozialabgaben, ggf. Kirchensteuer) anfallen – und diese sich je nach Steuerklasse, Bundesland und Einkommen unterscheiden.
Wie kann ich mein Nettogehalt erhöhen?
Mögliche Hebel: Steuerklassenwechsel, Freibeträge beantragen, Krankenkasse wechseln, Entgeltoptimierung (z. B. durch Sachleistungen).
Wie viel bleibt netto von 3.000 € brutto?
Das hängt von vielen Faktoren ab – grob bleiben zwischen 1.900–2.100 €, abhängig von Steuerklasse und Versicherungen.
Wird Weihnachtsgeld brutto oder netto ausgezahlt?
Weihnachtsgeld ist steuer- und abgabenpflichtig – daher kommt nur ein Teil netto an.
Fazit: Brutto ist nicht gleich Netto – der genaue Blick lohnt sich
Der Unterschied zwischen Brutto- und Nettogehalt ist größer, als viele denken – und stark abhängig von persönlichen Faktoren wie Steuerklasse, Anzahl der Kinder, Bundesland oder Krankenkasse. Wer weiß, wie sich das Gehalt zusammensetzt, kann besser planen, optimieren und bei Bedarf aktiv handeln. Ob bei Gehaltsverhandlungen oder bei der Steuererklärung – ein guter Überblick über dein Brutto-Netto-Verhältnis ist immer ein Gewinn.