Ob Urlaub im Ausland, Importgeschäfte oder internationale Geldanlagen – Devisen spielen im globalen Finanzsystem eine zentrale Rolle. Dabei geht es nicht nur um Fremdwährungen selbst, sondern auch um den Handel mit Forderungen in ausländischer Währung, also beispielsweise Guthaben auf einem Dollar-Konto. Der sogenannte Devisenmarkt ist der größte und liquideste Finanzmarkt der Welt. Doch was genau sind Devisen, wie unterscheiden sie sich von Sorten, wie funktionieren Devisenkurse – und wie beeinflussen sie Wirtschaft, Zentralbanken und Investoren? Dieser Beitrag liefert dir einen umfassenden Überblick über das Thema.
Was sind Devisen?
Im wirtschaftlichen Sinne bezeichnet der Begriff Devisen Forderungen in fremder Währung, die unbar auf Konten im Ausland geführt werden.
Beispiel: Ein Guthaben in US-Dollar auf einem Konto bei einer US-Bank ist eine Devise für einen deutschen Anleger.
Devisen umfassen:
- Bankguthaben in Fremdwährung
- Schecks oder Wechsel in Fremdwährung
- Kreditbriefe, Anleihen, Zertifikate in Fremdwährung
Nicht als Devisen gelten Bargeld in fremder Währung – das sind Sorten.
Unterschied: Devisen vs. Sorten
Merkmal | Devisen | Sorten |
---|---|---|
Definition | Unbare Guthaben in ausländischer Währung | Bargeld in ausländischer Währung |
Beispiel | Dollar-Konto bei US-Bank | 100 US-Dollar in Scheinen |
Verwendung | Handel, Investitionen, Außenhandel | Urlaub, Bargeschäfte |
💡 Für den privaten Verbraucher ist der Unterschied selten relevant – im professionellen Zahlungsverkehr ist er zentral.
Was ist der Devisenmarkt?
Der Devisenmarkt (Foreign Exchange Market, kurz: Forex oder FX) ist ein globaler Handelsplatz, auf dem Devisen ge- und verkauft werden.
Merkmale:
- Größter Finanzmarkt der Welt – tägliches Handelsvolumen > 7 Billionen USD
- Dezentral organisiert – keine zentrale Börse
- Hauptakteure: Geschäftsbanken, Zentralbanken, Hedgefonds, Unternehmen, Privatanleger
Was sind Devisenkurse?
Der Devisenkurs gibt an, wie viel eine Währung im Verhältnis zu einer anderen wert ist.
Beispiel:
1 EUR = 1,08 USD
→ Du bekommst für 1 Euro 1,08 US-Dollar
Es gibt zwei Formen:
1. Briefkurs (Ankaufkurs):
Kurs, zu dem die Bank dir Fremdwährung verkauft
2. Geldkurs (Verkaufskurs):
Kurs, zu dem die Bank Fremdwährung ankauft
➡️ Die Differenz nennt man Spread – sie ist die Marge der Bank.
Wie entstehen Devisenkurse?
Devisenkurse entstehen durch Angebot und Nachfrage auf dem Markt. Einflussfaktoren sind:
- Zinssätze im jeweiligen Land
- Wirtschaftslage und Stabilität
- Handelsbilanzen und Staatsverschuldung
- Politische Ereignisse (Wahlen, Krisen)
- Zentralbankpolitik (z. B. Leitzinsentscheidungen der EZB oder Fed)
➡️ Der Devisenmarkt ist extrem volatil – Kurse schwanken täglich.
Wichtige Begriffe rund um Devisen
Wechselkurs
Preis einer Währung im Verhältnis zu einer anderen
Floating Exchange Rate
Freier Wechselkurs, der durch den Markt bestimmt wird (z. B. Euro/US-Dollar)
Fixierter Wechselkurs
Staatlich festgelegter Kurs (z. B. chinesischer Yuan zu US-Dollar)
Devisenreserven
Fremdwährungsbestände einer Zentralbank – zur Stabilisierung der eigenen Währung
Rolle der Zentralbanken im Devisenhandel
Zentralbanken wie die EZB oder die US-Fed greifen gezielt in den Devisenmarkt ein, um:
- Wechselkurse zu stabilisieren
- Exporte zu fördern (durch Abwertung)
- Inflation zu kontrollieren
- Vertrauen in die Währung zu stärken
Mittel: Devisenmarktinterventionen – durch Kauf oder Verkauf von Devisenreserven.
Warum sind Devisen für Unternehmen wichtig?
- Im- und Exporte werden häufig in US-Dollar oder Euro abgerechnet
- Wechselkursschwankungen können Gewinne oder Verluste verursachen
- Unternehmen nutzen Absicherungsinstrumente (z. B. Devisentermingeschäfte, Optionen)
➡️ Eine starke Währung macht Exporte teurer, eine schwache billiger – daher sind Devisenkurse strategisch wichtig.
Devisenhandel für Privatanleger
Der Devisenhandel ist auch für Privatanleger zugänglich – meist über sogenannte Forex-Broker.
Merkmale:
- Handel mit Währungspaaren (z. B. EUR/USD)
- Einsatz von Hebeln (Leverage) möglich – hohe Gewinne, hohes Risiko
- Sehr kurzfristig orientiert (Daytrading, Scalping)
- Hohe Liquidität, 24-Stunden-Handel (Mo–Fr)
💡 Achtung: Extrem spekulativ – nicht geeignet für Anfänger ohne Erfahrung!
Chancen und Risiken beim Devisenhandel
Chancen:
- Hohe Liquidität
- Schnelle Gewinne möglich
- Diversifikation des Portfolios
- Absicherung gegen Währungsrisiken
Risiken:
- Hohes Verlustrisiko durch Hebel
- Volatile Märkte
- Einfluss politischer Ereignisse kaum kalkulierbar
- Kein realer Sachwert
Häufige Fragen (FAQs)
Was versteht man unter Devisen?
Devisen sind unbare Forderungen in ausländischer Währung, wie z. B. Guthaben auf einem Fremdwährungskonto.
Was ist der Unterschied zwischen Devisen und Sorten?
Devisen = unbar (z. B. Überweisung in Fremdwährung), Sorten = bar (z. B. Bargeld in Dollar oder Pfund).
Wie funktioniert der Devisenhandel?
Devisen werden rund um die Uhr online über Banken und Broker gehandelt – meist in Form von Währungspaaren (Forex-Trading).
Was beeinflusst den Devisenkurs?
Zinspolitik, Wirtschaftsdaten, politische Stabilität, Handelsbilanz und Marktpsychologie.
Kann man mit Devisen Geld verdienen?
Ja – aber nur mit fundiertem Wissen, professionellen Strategien und der Bereitschaft, hohe Risiken einzugehen.
Fazit: Devisen – globale Währungen, lokale Auswirkungen
Devisen sind mehr als nur Fremdwährungen – sie sind ein komplexes, dynamisches System, das die Weltwirtschaft maßgeblich beeinflusst. Für Unternehmen sind sie Teil der internationalen Geschäftsstrategie, für Zentralbanken ein geldpolitisches Instrument, und für private Trader eine risikoreiche, aber potenziell lukrative Anlageklasse. Wer sich mit Devisen beschäftigt, taucht tief in das Herz des globalen Finanzsystems ein – mit allen Chancen und Risiken, die das mit sich bringt.