Ein kurzer Moment der Unachtsamkeit – und plötzlich flattert ein Schreiben vom Amtsgericht oder der Bußgeldstelle ins Haus: Fahrverbot wegen Verkehrsverstoß. Für viele Autofahrer bedeutet das nicht nur einen herben Einschnitt in die Mobilität, sondern auch berufliche oder private Herausforderungen. Doch was genau ist ein Fahrverbot? Wie lange dauert es? Wann droht es – und lässt es sich vielleicht noch verhindern oder verschieben? In diesem Beitrag findest du Antworten auf alle wichtigen Fragen rund ums Thema Fahrverbot.
Was ist ein Fahrverbot?
Ein Fahrverbot ist ein zeitlich befristetes Verbot, ein Kraftfahrzeug im Straßenverkehr zu führen. Es wird als Nebenstrafe im Rahmen eines Bußgeldverfahrens oder Strafverfahrens ausgesprochen.
Während der Dauer des Fahrverbots darf der Betroffene nicht mit einem Kraftfahrzeug am Straßenverkehr teilnehmen – weder Pkw, Motorrad noch Roller.
Der Führerschein bleibt physisch beim Amt oder Gericht, wird aber nach Ablauf automatisch zurückgegeben – anders als beim Führerscheinentzug.
Unterschied zwischen Fahrverbot und Führerscheinentzug
Merkmal | Fahrverbot | Führerscheinentzug |
---|---|---|
Dauer | 1 bis 3 Monate | Mindestens 6 Monate (Sperrfrist) |
Führerscheinabgabe | Ja, aber automatische Rückgabe | Führerschein muss neu beantragt werden |
Ursache | Ordnungswidrigkeit | Straftat oder erhebliche Gefährdung |
Wiedererteilung nötig? | Nein | Ja – oft mit MPU oder Prüfung |
➡️ Der Führerscheinentzug ist die härtere Sanktion und bedeutet den vollständigen Verlust der Fahrerlaubnis.
Wann wird ein Fahrverbot verhängt?
Ein Fahrverbot wird typischerweise bei schweren oder wiederholten Verkehrsverstößen ausgesprochen – entweder durch die Bußgeldstelle oder im Rahmen eines Strafverfahrens.
Häufige Gründe:
- Geschwindigkeitsüberschreitung
- Innerorts ab 31 km/h
- Außerorts ab 41 km/h
- Abstandsunterschreitung
- z. B. bei weniger als 5/10 des halben Tachowerts
- Rotlichtverstoß
- Bei Rot über 1 Sekunde oder mit Gefährdung
- Alkohol- oder Drogeneinfluss
- Ab 0,5 Promille (Wiederholungstäter)
- Handy am Steuer (Wiederholungstäter)
- Gefährdung anderer Verkehrsteilnehmer
💡 Auch wer mehrfach geringfügige Verstöße begeht, kann ein Fahrverbot erhalten (z. B. als sogenannter Wiederholungstäter).
Dauer des Fahrverbots
- 1 Monat: Übliche Sanktion bei erstmaligem, einfachem Verstoß
- 2 Monate: Bei gravierenderen Verstößen oder Wiederholungstätern
- 3 Monate: Bei besonders schweren Verstößen
➡️ Die genaue Dauer ist im Bußgeldbescheid bzw. Urteil genannt.
Fahrverbot „auf Probe“ – was gilt bei Fahranfängern?
In der Probezeit (erste 2 Jahre) gelten strengere Regeln. Verstöße werden in A- und B-Verstöße eingeteilt.
- A-Verstöße (z. B. Alkohol, Rotlicht, Geschwindigkeit) führen zur Verlängerung der Probezeit + Aufbauseminar
- Wiederholungen können ein Fahrverbot oder sogar Führerscheinentzug zur Folge haben
Fahrverbot verschieben – geht das?
Ja, aber nur unter bestimmten Voraussetzungen:
Ersttäter:
- Wer in den letzten 2 Jahren kein Fahrverbot hatte, darf den Beginn des Fahrverbots innerhalb von 4 Monaten frei wählen
- Antrag muss rechtzeitig bei der Behörde eingereicht werden
- Die Frist läuft ab Rechtskraft des Bescheids
Wiederholungstäter:
- Kein Aufschub möglich – das Fahrverbot beginnt automatisch nach Zustellung des Bescheids
Was passiert mit dem Führerschein während des Fahrverbots?
- Der Führerschein muss bei der zuständigen Behörde abgegeben werden (meist per Post oder persönlich)
- Dauer: ab Abgabe beginnt das Fahrverbot zu laufen
- Nach Ablauf: automatische Rückgabe (meist per Post oder Abholung)
💡 Frühzeitige Abgabe = schnellerer Start des Fahrverbots = schneller wieder mobil!
Verstoß gegen das Fahrverbot: Welche Strafe droht?
Wer trotz Fahrverbot fährt, begeht eine Straftat gemäß § 21 StVG:
- Freiheitsstrafe bis zu 1 Jahr oder
- Geldstrafe + Punkte + möglicher Führerscheinentzug
➡️ Nicht riskieren! – bei Unsicherheiten lieber ruhen lassen oder Ersatzfahrer organisieren.
Alternativen und Sonderfälle
„Umwandlung“ in höhere Geldstrafe?
- In seltenen Ausnahmefällen kann ein Fahrverbot in eine höhere Geldbuße umgewandelt werden – z. B. bei beruflicher Existenzgefährdung
- Voraussetzung: Individuelle Prüfung und richterlicher Ermessensspielraum
Fahrverbot trotz beruflicher Abhängigkeit?
- Grundsätzlich ja – Berufskraftfahrer sind nicht automatisch geschützt
- Gerichte können Härtefallregelung prüfen, aber kein Rechtsanspruch
Tipps zur Vorbereitung auf das Fahrverbot
✅ Arbeitgeber informieren (bei Dienstwagen oder Fahrpflicht)
✅ Alternative Mobilität klären (ÖPNV, Fahrrad, Mietwagen mit Fahrer)
✅ Fahrverbot frühzeitig antreten, um schneller wieder mobil zu sein
✅ Bescheid auf Formfehler prüfen lassen (z. B. durch Anwalt)
✅ Bei Erstverstoß: Aufschubsmöglichkeit rechtzeitig nutzen
Häufige Fragen (FAQs)
Was ist ein Fahrverbot?
Ein zeitlich befristetes Verbot, ein Kraftfahrzeug zu führen – meist 1 bis 3 Monate – ohne Verlust der Fahrerlaubnis.
Wann bekommt man ein Fahrverbot?
Z. B. bei erheblichem Tempoverstoß, Rotlichtvergehen, Alkohol, Abstandsunterschreitung oder Wiederholungstaten.
Kann ich das Fahrverbot verschieben?
Ja, aber nur einmalig für bis zu 4 Monate, wenn du in den letzten 2 Jahren kein Fahrverbot hattest.
Was passiert, wenn ich trotz Fahrverbot fahre?
Das ist eine Straftat – es drohen Geldstrafe, Punkte, Führerscheinentzug und ggf. Freiheitsstrafe.
Was ist der Unterschied zum Führerscheinentzug?
Beim Fahrverbot gibst du den Führerschein vorübergehend ab, beim Entzug musst du ihn neu beantragen – ggf. mit MPU.
Fazit: Fahrverbot – ernst nehmen und richtig handeln
Ein Fahrverbot ist eine empfindliche, aber befristete Sanktion im Straßenverkehr. Es dient dem Schutz aller Verkehrsteilnehmer und der Besserung der Verkehrssünder. Wer betroffen ist, sollte das Verbot ernst nehmen, rechtzeitig handeln und sich über seine Rechte und Pflichten informieren. In vielen Fällen lässt sich mit kluger Planung – etwa beim Antrittszeitpunkt – der Alltag trotz Fahrverbot meistern. Und langfristig gilt: Verkehrsregeln einhalten ist die beste Prävention.