Gerichtskosten

Gerichtsverfahren sind oft nicht nur nervenaufreibend, sondern auch mit Kosten verbunden. Ein wichtiger Bestandteil davon sind die sogenannten Gerichtskosten. Doch was genau umfasst dieser Begriff? Wie setzen sich Gerichtskosten zusammen, wer muss sie zahlen und wann können sie erlassen oder gestundet werden? In diesem Artikel erfährst du alles Wissenswerte rund um Gerichtskosten – klar, verständlich und mit praktischen Beispielen.


Was sind Gerichtskosten?

Gerichtskosten sind die Kosten, die für die Inanspruchnahme staatlicher Gerichte entstehen. Sie setzen sich in der Regel aus Gerichtsgebühren und gerichtlichen Auslagen zusammen.

Gerichtskosten werden entweder zu Beginn eines Verfahrens fällig (Kostenvorschuss) oder im Verlauf bzw. nach Abschluss eines Verfahrens abgerechnet.

📌 Die genaue Höhe der Gerichtskosten richtet sich nach dem Streitwert und speziellen Gebührenordnungen.


Woraus bestehen Gerichtskosten?

Gerichtsgebühren

  • Pauschale Entgelte für die Tätigkeit des Gerichts (z. B. Bearbeitung, Entscheidung)
  • Höhe abhängig vom Streitwert und Verfahrensart

Auslagen

  • Kosten für Zeugenentschädigungen
  • Sachverständigengutachten
  • Übersetzungskosten
  • Zustellungskosten

Gerichtskosten vs. Anwaltskosten

KostenartWer erhebt sie?Wofür?
GerichtskostenGericht / StaatskasseNutzung des Gerichtssystems
AnwaltskostenPrivatwirtschaftliche KanzleienRechtsvertretung

📌 Beide Kostenarten sind getrennt zu betrachten – bei gerichtlichen Verfahren entstehen in der Regel sowohl Gerichtskosten als auch Anwaltskosten.


Wie hoch sind Gerichtskosten?

Die Höhe der Gerichtskosten richtet sich nach:

  • Streitwert (z. B. 10.000 € in einer Klage)
  • Art des Verfahrens (zivilrechtlich, verwaltungsrechtlich, strafrechtlich)
  • Anzahl der Verfahrensschritte (z. B. Klage, Berufung, Revision)

Beispiel aus der Zivilgerichtsbarkeit:

  • Streitwert: 10.000 €
  • Gerichtsgebühr (1,0 Gebührensatz nach GKG): ca. 241 €
  • Bei einer Klage werden oft 3 Gebühren fällig → ca. 723 € Gerichtskosten ohne Auslagen

Hinweis:


Kostenvorschuss – wann musst du Gerichtskosten vorab zahlen?

  • Bei Einreichung einer Klage verlangt das Gericht regelmäßig einen Kostenvorschuss.
  • Höhe = voraussichtliche volle Gerichtskosten
  • Ohne Zahlung des Vorschusses wird die Klage nicht zugestellt.

📌 Tipp: Rechtsschutzversicherungen übernehmen je nach Tarif auch den Gerichtskostenvorschuss.


Wer muss Gerichtskosten tragen?

Die grundsätzliche Regel:

Der Unterlegene zahlt → verliert eine Partei vollständig, trägt sie in der Regel alle Gerichtskosten (§ 91 ZPO – Zivilprozessordnung).

Bei teilweisem Obsiegen:

  • Aufteilung der Kosten entsprechend dem Anteil des Obsiegens/Unterliegens.

Sonderfälle:

  • Vergleiche: Parteien können individuelle Kostenvereinbarungen treffen.
  • Kostenübernahme durch Dritte: z. B. bei Prozesskostenhilfe oder Rechtsschutzversicherung.

Gerichtskosten im Strafverfahren

  • Angeklagte tragen die Kosten, wenn sie verurteilt werden.
  • Freispruch → Staatskasse trägt die Kosten.
  • Auslagen (z. B. Zeugen) können aber teilweise auch unabhängig von Schuldspruch anfallen.

Gerichtskostenhilfe / Prozesskostenhilfe

Personen mit geringem Einkommen können unter bestimmten Voraussetzungen Prozesskostenhilfe (PKH) beantragen:

  • Gerichtskosten werden ganz oder teilweise übernommen.
  • In einigen Fällen: Rückzahlung in Raten möglich.
  • Anspruchsprüfung erfolgt anhand von Einkommen, Vermögen und Erfolgsaussichten der Klage.

📌 Auch Beratungshilfe für außergerichtliche Rechtsberatung möglich.


Möglichkeiten zur Senkung von Gerichtskosten

Vergleich schließen (spart oft Verfahrensgebühren)
Außergerichtliche Einigung suchen
Schiedsverfahren nutzen (kostengünstiger in manchen Bereichen)
Prozesskostenhilfe beantragen
Rechtsschutzversicherung abschließen


Typische Fehler rund um Gerichtskosten

❌ Gerichtskosten nicht einkalkuliert → finanzielle Überraschung
❌ Prozessrisiken unterschätzt → hohe Kosten bei Unterliegen
❌ Keine Prüfung auf Prozesskostenhilfe
❌ Annahme: „Verlierer zahlt immer alles“ (teilweises Obsiegen kann Kosten teilen)


Häufige Fragen (FAQs)

Was zählt alles zu den Gerichtskosten?
Gerichtsgebühren und gerichtliche Auslagen wie Sachverständigenhonorare, Zeugenentschädigungen oder Zustellungskosten.

Muss ich die Gerichtskosten zahlen, wenn ich gewinne?
Nein – im Normalfall trägt der Verlierer die Gerichtskosten. Bei teilweisem Gewinn kann aber eine Kostenaufteilung erfolgen.

Wie kann ich Gerichtskosten vermeiden?
Durch außergerichtliche Einigungen, Mediation oder rechtzeitige Vergleiche im Gerichtsverfahren.

Übernimmt die Rechtsschutzversicherung Gerichtskosten?
Ja, in vielen Fällen – vorausgesetzt, das Risiko ist abgedeckt und eine Deckungszusage liegt vor.

Was passiert, wenn ich die Gerichtskosten nicht zahlen kann?
Du kannst Prozesskostenhilfe beantragen. Bei Ablehnung drohen Vollstreckungsmaßnahmen der Staatskasse.


Fazit: Gerichtskosten kennen – besser planen und Risiken minimieren

Gerichtskosten sind ein fester Bestandteil jedes Gerichtsverfahrens und sollten von Anfang an einkalkuliert werden. Wer den Kostenaufbau versteht, Kostenvorschüsse richtig einplant und eventuelle Hilfen nutzt, vermeidet böse Überraschungen und schützt seine Finanzen. Eine realistische Einschätzung der Erfolgsaussichten, kluge Vergleiche und frühzeitige Beratungen helfen zusätzlich, unnötige Gerichtskosten zu vermeiden – und machen den Weg durch den Rechtsdschungel etwas leichter.