In Deutschland wird nicht das gesamte Einkommen besteuert – ein Teil bleibt steuerfrei. Dieser Teil nennt sich Grundfreibetrag. Er soll sicherstellen, dass das Existenzminimum eines Menschen nicht durch Steuern belastet wird. Damit ist der Grundfreibetrag nicht nur eine steuerliche Rechengröße, sondern auch ein wichtiges Instrument sozialer Gerechtigkeit. Doch wie hoch ist der Grundfreibetrag? Für wen gilt er? Und wie beeinflusst er die Steuerlast? In diesem Beitrag erfährst du alles, was du über den Grundfreibetrag wissen musst – inklusive aktueller Werte, Rechenbeispiele und rechtlicher Grundlagen.
Was ist der Grundfreibetrag?
Der Grundfreibetrag ist der Teil des zu versteuernden Einkommens, der steuerfrei bleibt. Er soll das soziokulturelle Existenzminimum schützen, also die grundlegenden Lebenshaltungskosten einschließlich Wohnen, Ernährung, Kleidung, Bildung und Teilhabe am gesellschaftlichen Leben.
Erst wenn das Einkommen den Grundfreibetrag übersteigt, wird Einkommensteuer fällig.
Grundfreibetrag 2024 und 2025
Jahr | Grundfreibetrag für Ledige | Grundfreibetrag für Verheiratete (Zusammenveranlagung) |
---|---|---|
2024 | 11.604 € | 23.208 € |
2025 (geplant) | ca. 11.994 € | ca. 23.988 € |
Hinweis: Die Werte werden jährlich angepasst – meist an die Inflation und an das Existenzminimum.
Rechtsgrundlage
Der Grundfreibetrag ist gesetzlich verankert in:
- § 32a Abs. 1 Einkommensteuergesetz (EStG)
- Art. 1 GG (Menschenwürde) und Art. 3 GG (Gleichheitsgrundsatz)
- Existenzminimumbericht der Bundesregierung (alle zwei Jahre)
Warum gibt es den Grundfreibetrag?
✅ Schutz des Existenzminimums – kein Mensch soll Steuern zahlen müssen, wenn er nur das Nötigste zum Leben verdient
✅ Verfassungsrechtliche Vorgabe – laut Bundesverfassungsgericht ist das Existenzminimum steuerfrei zu stellen
✅ Sozialer Ausgleich – geringe Einkommen werden steuerlich entlastet
✅ Systemgerechter Steuerzugang – der progressive Einkommensteuertarif beginnt erst oberhalb des Grundfreibetrags
Unterschied: Grundfreibetrag vs. Steuerfreibeträge
Begriff | Bedeutung |
---|---|
Grundfreibetrag | Steuerfreier Basissatz für alle Steuerpflichtigen |
Steuerfreibeträge | Zusätzliche Freibeträge, z. B. Kinderfreibetrag, Behindertenpauschbetrag |
→ Der Grundfreibetrag ist universell, während andere Freibeträge personen- oder situationsabhängig sind.
Wer profitiert vom Grundfreibetrag?
Alle steuerpflichtigen Personen in Deutschland profitieren, insbesondere:
- Geringverdienende
- Auszubildende, Studierende mit Nebeneinkommen
- Rentner mit niedrigen Einkünften
- Teilzeitbeschäftigte
- Mini-Jobber mit zusätzlichem Einkommen
- Selbstständige mit geringem Gewinn
Wie wirkt sich der Grundfreibetrag auf die Steuer aus?
Nur das Einkommen, das über dem Grundfreibetrag liegt, wird nach dem Einkommensteuertarif besteuert. Das bedeutet:
- Wer weniger als 11.604 € (2024) verdient → zahlt keine Einkommensteuer
- Wer mehr verdient → zahlt nur auf den Betrag oberhalb des Freibetrags Steuern
Beispiel: Lediger mit 15.000 € Jahreseinkommen
- Grundfreibetrag: 11.604 €
- Zu versteuern: 15.000 € – 11.604 € = 3.396 €
- Einkommensteuer: ca. 210 € (nach ESt-Tarif)
→ Nur 3.396 € werden besteuert, nicht das gesamte Einkommen
Grundfreibetrag und Lohnsteuer
Bei nicht selbstständigen Arbeitnehmern wird der Grundfreibetrag automatisch über die Lohnsteuertabellen berücksichtigt – du musst ihn nicht beantragen.
→ Deshalb zahlen viele Arbeitnehmer mit geringem Bruttoeinkommen monatlich keine oder sehr geringe Lohnsteuer.
Grundfreibetrag und Rentner
Auch Rentnerinnen und Rentner profitieren vom Grundfreibetrag:
- Liegt die gesamte Rente unter dem Freibetrag, fällt keine Steuer an
- Erst wenn zu versteuerndes Einkommen + sonstige Einnahmen (z. B. Miete, Kapitalerträge) den Freibetrag überschreiten, wird Einkommensteuer fällig
💡 Tipp: Ein nicht versteuerter Teil der Rente bleibt dauerhaft steuerfrei („Rentenzuflussprinzip“)
Grundfreibetrag bei Ehepaaren
Bei Zusammenveranlagung verdoppelt sich der Grundfreibetrag:
- 2024: 23.208 €
→ Gemeinsam erzieltes Einkommen bis zu diesem Betrag ist steuerfrei
→ Besonders vorteilhaft bei Einkommensunterschieden zwischen Partnern
Jährliche Anpassung
Der Grundfreibetrag wird regelmäßig angepasst, u. a. durch:
- Existenzminimumbericht (alle 2 Jahre)
- Inflationsausgleichsgesetz
- Urteile des Bundesverfassungsgerichts zur Steuerfreistellung des Existenzminimums
Häufige Missverständnisse und Fehler
❌ Annahme, dass alles unter dem Freibetrag steuerfrei ist – gilt nur für das zu versteuernde Einkommen nach Abzügen
❌ Verwechslung mit dem Kinderfreibetrag
❌ Freibetrag wird nicht extra beantragt – er gilt automatisch
❌ Keine Berücksichtigung bei Lohnersatzleistungen wie Elterngeld → Progressionsvorbehalt beachten
Häufige Fragen (FAQs)
Was ist der Grundfreibetrag einfach erklärt?
Das ist der Betrag deines Einkommens, der nicht besteuert wird, weil er dem Existenzminimum entspricht.
Wie hoch ist der Grundfreibetrag 2024?
11.604 € für Ledige, 23.208 € für Verheiratete mit gemeinsamer Veranlagung.
Muss ich den Grundfreibetrag beantragen?
Nein – er wird bei der Lohn- und Einkommensteuer automatisch berücksichtigt.
Wer profitiert am meisten vom Grundfreibetrag?
Vor allem Personen mit geringem Einkommen, wie Teilzeitkräfte, Rentner oder Studierende.
Gilt der Grundfreibetrag auch bei Minijobs?
Bei reinen 520-Euro-Jobs wird pauschal versteuert – der Grundfreibetrag wirkt hier nicht direkt. Bei mehreren Einkünften jedoch schon.
Fazit: Der Grundfreibetrag – Steuerfreier Sockel für mehr Gerechtigkeit
Der Grundfreibetrag ist ein zentrales Element im deutschen Steuersystem, das für soziale Gerechtigkeit sorgt. Er schützt das Existenzminimum und entlastet insbesondere Menschen mit niedrigen oder mittleren Einkommen. Durch seine automatische Berücksichtigung bei der Steuerberechnung profitieren alle Steuerpflichtigen davon – ohne komplizierte Anträge. Wer seine Einkünfte clever plant, kann den Grundfreibetrag optimal nutzen – und so unnötige Steuerbelastungen vermeiden.