Sollzinsbindung

Die Zinsen für Baufinanzierungen schwanken – mal sind sie historisch niedrig, mal steigen sie deutlich. Um Planungssicherheit zu erhalten, entscheiden sich viele Kreditnehmer für eine Sollzinsbindung. Sie gibt an, wie lange der Zinssatz eines Darlehens festgeschrieben ist. Doch welche Bindungsdauer ist sinnvoll? Was passiert nach Ablauf der Zinsbindung? Und wie beeinflusst sie die monatliche Rate und die Gesamtkosten? In diesem Beitrag erfährst du, wie die Sollzinsbindung funktioniert, welche Strategien sich lohnen und worauf du unbedingt achten solltest.


Was ist die Sollzinsbindung? – Definition

Die Sollzinsbindung bezeichnet den Zeitraum, für den der im Darlehensvertrag vereinbarte Zinssatz (Sollzins) festgeschrieben ist.

Während dieser Zeit bleibt der Zinssatz – unabhängig von Marktentwicklungen – unverändert.

Nach Ablauf der Bindung erfolgt:

  • Anschlussfinanzierung mit neuem Zinssatz
  • Oder Volltilgung, falls das Darlehen bis dahin komplett getilgt wurde

Warum ist die Sollzinsbindung wichtig?

Planungssicherheit
– konstante Raten über Jahre hinweg

Schutz vor Zinsanstieg
– insbesondere bei langfristigen Finanzierungen

Besser kalkulierbare Haushaltsbelastung

❗ Aber: Längere Bindung = höherer Zinssatz


Übliche Laufzeiten der Sollzinsbindung

BindungsdauerTypische EinsatzbereicheZinssatz (ca., 2024)
5 Jahrekurze Finanzierung, schnelle Rückzahlung3,0 – 3,5 %
10 JahreStandard bei vielen Baufinanzierungen3,2 – 3,7 %
15 Jahrelangfristige Sicherheit3,4 – 3,9 %
20–30 JahreVolltilgerdarlehen, hohe Planungssicherheit3,6 – 4,2 %

💡 Faustregel: Je länger die Zinsbindung, desto höher ist der Zinssatz – dafür mehr Sicherheit.


Unterschied Sollzinsbindung vs. effektiver Jahreszins

BegriffBedeutung
SollzinsDer reine Zins auf das Darlehen
SollzinsbindungZeitraum, in dem der Zinssatz fixiert ist
Effektiver JahreszinsEnthält zusätzlich alle Nebenkosten (z. B. Bearbeitungsgebühren) – für Vergleich entscheidend

Beispielrechnung: Einfluss der Sollzinsbindung

Darlehen: 250.000 €, Tilgung: 2 %, monatliche Ratenzahlung

BindungZinssatzMonatliche RateRestschuld nach Zinsbindung
10 Jahre3,2 %1.083 €ca. 198.000 €
15 Jahre3,5 %1.146 €ca. 169.000 €
20 Jahre3,8 %1.208 €ca. 131.000 €

➡️ Längere Bindung = höhere Rate, aber geringere Restschuld bei Anschlussfinanzierung


Was passiert nach Ablauf der Sollzinsbindung?

Du hast drei Optionen:

  1. Anschlussfinanzierung bei gleicher Bank
    – Neue Zinskonditionen, ggf. Verhandlungsspielraum
  2. Umschuldung bei anderer Bank
    – Möglichkeit zu besseren Konditionen
  3. Volltilgung
    – Wenn Restschuld vollständig bezahlt ist

💡 Wichtig: Rechtzeitig (6–12 Monate vor Ablauf) vergleichen und Angebote einholen!


Sonderfall: Volltilgerdarlehen

  • Sonderform des Annuitätendarlehens
  • Zinsbindung = Laufzeit
  • Kredit wird in einem Schritt vollständig zurückgezahlt
  • Vorteil: Planungssicherheit, kein Zinsrisiko
  • Nachteil: Höhere Monatsrate notwendig

Kündigung bei langfristiger Sollzinsbindung

Nach § 489 BGB kann ein Darlehen nach 10 Jahren ab vollständiger Auszahlung mit 6 Monaten Frist gekündigt werden – auch bei längerer Zinsbindung!

→ Gilt einseitig zugunsten des Kreditnehmers


Wann lohnt sich eine lange Sollzinsbindung?

✅ Wenn die Zinsen aktuell niedrig sind
✅ Wenn du langfristige Planungssicherheit willst
✅ Wenn du wenig Flexibilität brauchst
✅ Wenn du hohe Darlehenssummen finanzierst


Wann ist eine kurze Bindung sinnvoll?

✅ Wenn Zinsen hoch sind und voraussichtlich sinken
✅ Wenn du Sondertilgungen leisten willst und Flexibilität brauchst
✅ Wenn du zügig zurückzahlen oder umschulden willst


Häufige Fragen (FAQs)

Was bedeutet Sollzinsbindung einfach erklärt?
Es ist der Zeitraum, in dem dein Kredit-Zinssatz fest bleibt – meist 10, 15 oder 20 Jahre.

Was passiert nach Ablauf der Sollzinsbindung?
Du brauchst eine neue Finanzierung für die Restschuld – zu dann gültigen Zinsen.

Kann ich die Sollzinsbindung vorzeitig beenden?
Ja, nach 10 Jahren gemäß § 489 BGB – oder mit Vorfälligkeitsentschädigung bei früherem Ausstieg.

Wie lang sollte die Zinsbindung bei Immobilien sein?
Empfehlung: mindestens 10–15 Jahre, bei niedrigem Zinsniveau gerne auch länger.

Unterscheiden sich Sollzinsbindung und Laufzeit?
Ja – die Laufzeit kann länger sein als die Zinsbindung, z. B. 30 Jahre Finanzierung mit 15 Jahren Zinsbindung.


Fazit: Die Sollzinsbindung – dein Schutz vor steigenden Zinsen

Die Sollzinsbindung ist ein entscheidender Faktor für eine stabile und sichere Baufinanzierung. Sie bietet Planungssicherheit und schützt dich vor Zinsschwankungen. Je länger die Bindung, desto höher zwar der Zinssatz – aber auch deine finanzielle Kalkulierbarkeit. Wer Angebote vergleicht, seine finanzielle Situation ehrlich einschätzt und Zinsentwicklungen im Blick behält, trifft mit der richtigen Sollzinsbindung eine fundamentale Entscheidung für eine erfolgreiche Immobilienfinanzierung.