Wer sich mit Investmentfonds oder Unternehmensgewinnen beschäftigt, stößt schnell auf den Begriff Thesaurierung. Aber was genau versteht man darunter, wie funktioniert Thesaurierung bei Fonds und Unternehmen, und welche steuerlichen Auswirkungen hat sie? In diesem Artikel erfährst du, was Thesaurierung bedeutet, welche Vor- und Nachteile sie hat und wann sie für dich die bessere Wahl sein kann.
Was bedeutet Thesaurierung?
Thesaurierung bedeutet im Finanzkontext, dass erzielte Erträge nicht ausgeschüttet, sondern automatisch reinvestiert werden.
Statt Dividenden, Zinsen oder Gewinne an Anleger auszuzahlen, verbleiben sie im Fonds oder Unternehmen und erhöhen direkt das Kapital.
📌 Der Begriff stammt vom lateinischen „thesaurus“ und bedeutet „Schatz“ oder „Vorrat“.
Formen der Thesaurierung
✅ Thesaurierende Investmentfonds
- Zinsen, Dividenden oder Kursgewinne werden nicht ausgeschüttet, sondern direkt wieder im Fondsvermögen angelegt.
✅ Thesaurierung von Unternehmensgewinnen
- Unternehmen behalten Gewinne ein, anstatt sie an Aktionäre auszuschütten (keine Dividende), und investieren sie in das eigene Wachstum.
Thesaurierende Fonds vs. ausschüttende Fonds
Merkmal | Thesaurierender Fonds | Ausschüttender Fonds |
---|---|---|
Behandlung der Erträge | Reinvestition | Auszahlung an Anleger |
Liquidität für Anleger | Keine direkte Auszahlung | Regelmäßige Erträge in bar |
Steuerliche Behandlung | Vorabpauschale, Endbesteuerung beim Verkauf | Besteuerung bei Auszahlung |
Langfristiger Zinseszinseffekt | Sehr stark ausgeprägt | Geringer, wenn Erträge nicht wiederangelegt werden |
Vorteile der Thesaurierung
✅ Automatischer Zinseszinseffekt
- Reinvestierte Erträge erzeugen selbst wieder Erträge – beschleunigtes Kapitalwachstum.
✅ Steuerstundungseffekt
- Erträge müssen erst bei Verkauf (und nicht bei jeder Ausschüttung) voll versteuert werden.
✅ Einfaches Handling
- Keine Notwendigkeit, Auszahlungen manuell wieder anzulegen.
✅ Ideal für langfristige Vermögensbildung
- Besonders vorteilhaft für Altersvorsorge oder langfristige Sparpläne.
Nachteile der Thesaurierung
❌ Keine laufenden Einnahmen
- Wer regelmäßiges Einkommen wünscht (z. B. zur Finanzierung des Lebensunterhalts), profitiert weniger.
❌ Steuerliche Vorabpauschale
- Auch ohne tatsächliche Auszahlung fällt in Deutschland eine jährliche Steuer auf fiktive Erträge an.
❌ Komplexere steuerliche Behandlung bei Auslandsfonds
- Vor allem bei thesaurierenden Fonds mit Sitz außerhalb der EU.
Steuerliche Behandlung der Thesaurierung
Seit der Investmentsteuerreform 2018 gilt:
✅ Inländische und ausländische Fonds werden steuerlich gleichbehandelt.
✅ Vorabpauschale:
- Eine fiktive Verzinsung auf den Wertzuwachs wird jährlich besteuert, auch wenn keine Ausschüttung erfolgt.
- Höhe orientiert sich am sogenannten Basiszins (niedriger Zinssatz, wird jährlich neu festgelegt).
✅ Besteuerung beim Verkauf:
- Beim späteren Verkauf des Fondsanteils werden die tatsächlich realisierten Kursgewinne besteuert.
✅ Teilfreistellungen:
- Bei Aktienfonds bleiben 30 % der Erträge steuerfrei, bei Mischfonds 15 % – zur Entlastung privater Anleger.
Wann lohnt sich Thesaurierung?
✅ Langfristige Anlagehorizonte (10 Jahre oder länger)
✅ Aufbau von Altersvorsorge (z. B. in ETF-Sparplänen)
✅ Wiederanlage von Erträgen gewünscht
✅ Keine regelmäßige Entnahme der Erträge nötig
Thesaurierung bei Unternehmen
- Unternehmen, die Gewinne thesaurieren (anstatt Dividenden auszuschütten), investieren diese meist in Wachstum, Innovation oder Schuldentilgung.
- Besonders typisch bei Wachstumsunternehmen (z. B. Technologiebranche).
Beispiel:
Amazon schüttete lange Zeit kaum Dividenden aus, sondern investierte Gewinne konsequent in Expansion.
📌 Für Aktionäre kann dies zu einer stärkeren Kurssteigerung führen als regelmäßige Dividendenzahlungen.
Typische Fehler bei der Thesaurierung
❌ Steuerliche Vorabpauschale vergessen → unerwartete Nachzahlungen
❌ Thesaurierende Fonds gewählt, obwohl laufendes Einkommen benötigt wird
❌ Auslandsthesaurierer ohne Freistellungsauftrag → Doppelbesteuerung möglich
❌ Keine Überprüfung der persönlichen Anlagestrategie auf Liquiditätsbedarf
Häufige Fragen (FAQs)
Was ist Thesaurierung einfach erklärt?
Thesaurierung bedeutet, dass Erträge automatisch wieder angelegt werden, anstatt an die Anleger ausgeschüttet zu werden.
Ist Thesaurierung steuerpflichtig?
Ja – in Deutschland fällt jährlich eine Vorabpauschale an, die auf den fiktiven Ertrag des Fonds berechnet wird.
Sind thesaurierende Fonds besser als ausschüttende Fonds?
Das hängt vom Anlageziel ab: Für den langfristigen Vermögensaufbau sind thesaurierende Fonds vorteilhaft, für regelmäßiges Einkommen eher ausschüttende Fonds.
Wie wirkt sich Thesaurierung auf den Zinseszinseffekt aus?
Sehr positiv: Erträge werden automatisch reinvestiert, was den Zinseszinseffekt maximiert und das Kapital schneller wachsen lässt.
Kann ich einen thesaurierenden Fonds später auf einen ausschüttenden Fonds umstellen?
Nicht direkt. Du müsstest Anteile verkaufen und in einen neuen (ausschüttenden) Fonds investieren.
Fazit: Thesaurierung – der Motor für langfristigen Vermögensaufbau
Thesaurierung ist eine intelligente Strategie für alle, die langfristig Vermögen aufbauen wollen, ohne auf regelmäßige Auszahlungen angewiesen zu sein. Durch den automatischen Zinseszinseffekt, die Steuerstundung und die einfache Handhabung bieten thesaurierende Fonds und Unternehmen eine effektive Möglichkeit, Kapital kontinuierlich wachsen zu lassen. Wer seine Anlageziele klar definiert und die steuerlichen Rahmenbedingungen berücksichtigt, kann die Vorteile der Thesaurierung optimal nutzen.