Adipositas – auch bekannt als Fettleibigkeit oder starkes Übergewicht – ist weit mehr als ein kosmetisches Problem. Sie gilt weltweit als chronische Erkrankung mit steigender Tendenz. Millionen Menschen sind betroffen, mit gravierenden Folgen für Gesundheit, Lebensqualität und Lebenserwartung. Doch wann spricht man medizinisch von Adipositas? Welche Ursachen und Risikofaktoren spielen eine Rolle? Und welche Therapien gelten als wirksam? In diesem Beitrag erfährst du alles Wesentliche zur Definition, Einteilung, gesundheitlichen Bedeutung und Behandlungsmöglichkeiten von Adipositas.
Was ist Adipositas? – Definition
Adipositas ist ein Zustand krankhaft vermehrter Körperfettmasse, der zu erhöhtem Risiko für chronische Erkrankungen führt. Sie wird medizinisch als chronische Stoffwechsel- und Ernährungsstörung eingestuft.
Grundlage zur Einstufung ist der Body-Mass-Index (BMI) – ein Maß für das Verhältnis von Körpergewicht zu Körpergröße.
Einteilung der Adipositas nach BMI
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) klassifiziert Adipositas in drei Schweregrade:
BMI (kg/m²) | Kategorie |
---|---|
25 – 29,9 | Übergewicht |
30 – 34,9 | Adipositas Grad I |
35 – 39,9 | Adipositas Grad II |
≥ 40 | Adipositas Grad III (schwere Adipositas) |
💡 Ab einem BMI von 30 spricht man von Adipositas – unabhängig vom Geschlecht.
Ursachen von Adipositas
Adipositas entsteht durch ein anhaltendes Ungleichgewicht zwischen Energieaufnahme und Energieverbrauch. Doch meist spielen mehrere Faktoren zusammen:
1. Ungesunde Ernährung
- Kalorienreiche, nährstoffarme Kost
- Zuckerhaltige Getränke, Fertigprodukte
- Häufige Zwischenmahlzeiten, emotionales Essen
2. Bewegungsmangel
- Wenig Alltagsbewegung
- Büroarbeit, Auto, Fernsehen
- Kaum Sport oder körperliche Aktivität
3. Genetische Veranlagung
- Genetisch bedingte Neigung zu höherem Fettanteil
- Familiäre Häufung
4. Hormonelle Ursachen
- z. B. bei Schilddrüsenunterfunktion, Insulinresistenz, Cushing-Syndrom
5. Psychosoziale Faktoren
- Stress, Depressionen, Traumata
- Essen als Bewältigungsstrategie
➡️ Adipositas ist multifaktoriell – keine reine Willenssache.
Gesundheitsrisiken durch Adipositas
Adipositas gilt als Risikofaktor Nummer 1 für viele chronische Erkrankungen:
- Diabetes Typ 2
- Bluthochdruck
- Herzinfarkt, Schlaganfall
- Fettstoffwechselstörungen
- Fettleber (nicht-alkoholisch)
- Arthrose, Rückenschmerzen
- Atemwegserkrankungen (z. B. Schlafapnoe)
- Depressionen und psychosoziale Belastungen
- Erhöhtes Krebsrisiko (z. B. Brust, Darm, Gebärmutter)
Diagnose von Adipositas
Neben dem BMI werden zur Diagnostik folgende Kriterien einbezogen:
- Taillenumfang: Risiko steigt ab 88 cm (Frauen) bzw. 102 cm (Männer)
- Taille-Hüft-Verhältnis (WHR): zeigt Fettverteilung
- Körperfettanteil: über 32 % (Frauen) / 25 % (Männer) kritisch
- Laborwerte: Blutzucker, Blutfette, Leberwerte
➡️ Die Kombination aus BMI + Fettverteilung ist entscheidend für die Risikobewertung.
Behandlungsmöglichkeiten bei Adipositas
1. Lebensstilveränderung
Ernährung:
- Kalorienreduzierte Mischkost
- Fokus auf Ballaststoffe, Gemüse, Proteine
- Langfristige Umstellung statt Diäten
Bewegung:
- Alltagsbewegung + gezieltes Ausdauer- und Krafttraining
- Mindestens 150 Minuten moderate Bewegung pro Woche
Verhaltensänderung:
- Essprotokolle, Verhaltenstraining
- Stressreduktion, Schlafoptimierung
➡️ Diese Kombination ist erste Wahl bei allen Adipositasgraden.
2. Medikamentöse Therapie
- Bei BMI ≥ 30 oder ≥ 27 mit Folgeerkrankungen
- Wirkstoffe: z. B. GLP-1-Analoga wie Semaglutid
- Wirken auf Sättigung, Insulinwirkung und Appetitregulation
- Nur unter ärztlicher Kontrolle empfehlenswert
3. Chirurgische Maßnahmen (Adipositaschirurgie)
Bei schwerer Adipositas (ab Grad II/III) oder Versagen konservativer Therapien:
- Magenbypass
- Schlauchmagen (Sleeve-Gastrektomie)
- Magenband
Erfolgreich bei starkem Übergewicht, aber auch mit Risiken und lebenslanger Nachsorge verbunden.
Adipositas bei Kindern und Jugendlichen
Weltweit steigt die Zahl übergewichtiger Kinder. Ursachen:
- Bewegungsmangel, Bildschirmzeit
- Ungesunde Ernährung
- Familiäre Prägung
Besonders kritisch: Adipositas im Kindesalter führt oft zu lebenslanger Adipositas
➡️ Frühzeitige Prävention durch:
- gesunde Schulverpflegung
- Bewegungsförderung im Alltag
- Vorbildfunktion der Eltern
Gesellschaftliche Bedeutung von Adipositas
Adipositas hat nicht nur individuelle, sondern auch gesellschaftliche Auswirkungen:
- Kosten im Gesundheitssystem (Behandlung von Folgeerkrankungen)
- Produktivitätsausfälle durch Krankheit
- Diskriminierung und Stigmatisierung am Arbeitsplatz, in Medien
➡️ Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) betrachtet Adipositas als globale Epidemie – mit dringendem Handlungsbedarf.
Prävention: So lässt sich Adipositas vorbeugen
✅ Ausgewogene Ernährung von klein auf
✅ Tägliche Bewegung – idealerweise als Routine
✅ Regelmäßiges Wiegen und Umfänge messen
✅ Bewusst essen: langsamer, achtsam, ohne Ablenkung
✅ Schlaf und Stressmanagement nicht vernachlässigen
💡 Wichtig: Es geht nicht um „Schlanksein“, sondern um gesundes, individuelles Wohlfühlgewicht.
Häufige Fragen (FAQs)
Ab wann spricht man von Adipositas?
Ab einem BMI von 30 oder mehr – unterteilt in drei Grade je nach BMI-Höhe.
Ist Adipositas heilbar?
Adipositas ist chronisch, aber mit konsequenter Lebensstiländerung gut behandelbar.
Kann man mit Adipositas gesund sein?
Möglich, aber selten – viele Erkrankungen entwickeln sich unbemerkt. Dauerhafte medizinische Begleitung ist wichtig.
Welche Ernährung hilft bei Adipositas?
Kalorienbewusste, nährstoffreiche Mischkost mit hohem Ballaststoffanteil, wenig Zucker und gesunden Fetten.
Bezahlt die Krankenkasse eine Operation?
Ja – unter bestimmten Voraussetzungen und nach Scheitern anderer Therapien.
Fazit: Adipositas erkennen, verstehen und behandeln
Adipositas ist eine ernstzunehmende chronische Erkrankung – aber kein persönliches Versagen. Viele Faktoren spielen eine Rolle, von Genetik bis zu gesellschaftlichen Einflüssen. Wer betroffen ist, sollte sich nicht schämen, sondern Hilfe suchen. Denn mit fundierter Unterstützung, realistischen Zielen und Geduld lässt sich auch starkes Übergewicht dauerhaft reduzieren – für ein gesünderes, selbstbestimmtes Leben.