Altersteilzeit

Die Altersteilzeit bietet älteren Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern einen flexiblen und gleitenden Übergang vom Berufsleben in den Ruhestand. Sie ist eine sozialpolitische Maßnahme, die es ermöglicht, die Arbeitszeit im letzten Abschnitt des Erwerbslebens zu reduzieren – ohne starke finanzielle Einbußen. In diesem Beitrag erfährst du, für wen Altersteilzeit infrage kommt, welche Modelle es gibt und wie sich Altersteilzeit auf Rente und Einkommen auswirkt.


Was ist Altersteilzeit?

Altersteilzeit ist ein gesetzlich geregeltes Arbeitszeitmodell nach dem Altersteilzeitgesetz (AltTZG), das seit dem 1. Januar 1998 in Kraft ist. Es richtet sich an ältere Beschäftigte, die ihre Arbeitszeit vor dem Renteneintritt reduzieren möchten.

Das Modell basiert auf dem Prinzip:
„Weniger arbeiten – aber durch staatliche Zuschüsse weitgehend gleiche Einkünfte sichern.“


Voraussetzungen für die Altersteilzeit

Damit Beschäftigte Anspruch auf Altersteilzeit haben, müssen folgende Bedingungen erfüllt sein:

  1. Mindestalter: In der Regel 55 Jahre oder älter
  2. Betriebsgröße: Der Arbeitgeber muss mindestens 15 Beschäftigte haben (inkl. Teilzeitkräfte)
  3. Beschäftigungsdauer: Mindestens 3 Jahre sozialversicherungspflichtig beschäftigt (bei demselben Arbeitgeber oder insgesamt)
  4. Einvernehmliche Regelung: Die Altersteilzeit muss per Vertrag zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer vereinbart werden.

Wichtig: Es besteht kein gesetzlicher Anspruch, es sei denn, ein Tarifvertrag oder eine Betriebsvereinbarung regelt dies.


Modelle der Altersteilzeit

Es gibt zwei gängige Modelle, wie die reduzierte Arbeitszeit gestaltet werden kann:

1. Blockmodell

Das Blockmodell besteht aus zwei Phasen:

  • Arbeitsphase: Der Arbeitnehmer arbeitet weiter in Vollzeit, obwohl die Bezahlung bereits reduziert ist.
  • Freistellungsphase: Der Arbeitnehmer arbeitet gar nicht mehr, erhält aber weiterhin das reduzierte Gehalt der Altersteilzeit.

Beispiel:
3 Jahre Vollzeit, 3 Jahre Freistellung → ergibt 6 Jahre Altersteilzeit bei 50 % Arbeitszeit.

2. Gleichverteilungsmodell

Hier wird die reduzierte Arbeitszeit gleichmäßig über den gesamten Zeitraum verteilt.
Beispiel: 50 % der ursprünglichen Arbeitszeit über 6 Jahre hinweg.

Dieses Modell bietet eine bessere Balance zwischen Arbeits- und Freizeit, ist aber organisatorisch aufwendiger.


Finanzierung und Aufstockung

Das Altersteilzeitmodell sieht vor, dass der Arbeitgeber das reduzierte Gehalt aufstockt:

  • Aufstockungsbetrag: mind. 20 % des Brutto-Teilzeitentgelts
  • Sozialversicherungsbeiträge: Der Arbeitgeber zahlt Beiträge auf 80 % des früheren Vollzeitgehalts – wichtig für Rentenansprüche

👉 Ziel: Die Nettoeinkommensverluste sollen möglichst gering ausfallen.


Vorteile der Altersteilzeit

Für Arbeitnehmer:

  • Gleitender Übergang in den Ruhestand
  • Entlastung bei gleichzeitiger Einkommenssicherung
  • Rentenansprüche bleiben nahezu erhalten

Für Arbeitgeber:

  • Planungssicherheit beim Personalabbau
  • Wissenstransfer durch geordnete Nachfolgeregelungen
  • Motivation und Wertschätzung für ältere Mitarbeiter

Nachteile & Risiken

  • Kein gesetzlicher Anspruch (abhängig von Tarifvertrag oder Arbeitgeber)
  • Reduziertes Einkommen – trotz Aufstockung
  • Verkürzte Zeit für Rentensteigerung durch höhere Beiträge
  • Bei längerer Krankheit können Nachteile entstehen (z. B. im Blockmodell)

Altersteilzeit und Rente

Die Altersteilzeit endet in der Regel mit dem Eintritt in die Altersrente. Hier einige wichtige Hinweise:

  • Altersteilzeit kann als Brücke zur Rente mit 63 oder zur abschlagsfreien Rente mit 65 oder 67 genutzt werden.
  • Auch ein vorgezogener Rentenbeginn mit Abschlägen ist möglich.
  • Durch die Aufstockung bleiben Rentenpunkte weitgehend erhalten.

Ein Rentenberater oder die Deutsche Rentenversicherung kann dir eine individuelle Hochrechnung erstellen.


Altersteilzeitrechner: Lohnt sich das Modell?

Mit einem Altersteilzeitrechner kannst du berechnen:

  • Wie hoch dein reduziertes Gehalt wäre
  • Wie viel du netto verlierst
  • Wie sich das Modell auf deine spätere Rente auswirkt
  • Ob Block- oder Gleichverteilungsmodell für dich günstiger ist

Ein Rechner berücksichtigt alle relevanten Parameter: Alter, Bruttogehalt, Steuerklasse, gewünschter Beginn, Dauer etc.


Altersteilzeit und Steuern

Der Aufstockungsbetrag ist steuer- und sozialversicherungsfrei, was die Nettoeinbußen abfedert. Allerdings gilt:

  • Das reduzierte Entgelt ist steuerpflichtig
  • Bei mehreren Einkünften kann es zu höheren Progressionswirkungen kommen

Eine individuelle Steuerberatung ist empfehlenswert – insbesondere bei hohen Zusatzbezügen oder Betriebsrenten.


Altersteilzeit im öffentlichen Dienst

Im öffentlichen Dienst gibt es häufig besonders attraktive Regelungen:

  • Höherer Aufstockungsbetrag (oft bis zu 30 %)
  • Sicherung der Betriebsrente
  • Bessere tarifliche Rahmenbedingungen

Tarifverträge wie der TVöD oder TV-L regeln Details zur Altersteilzeit – etwa Mindestlaufzeiten oder Ausschlussfristen.


Häufige Fragen zur Altersteilzeit (FAQs)

Wann kann ich frühestens in Altersteilzeit gehen?

Ab dem vollendeten 55. Lebensjahr – sofern dein Arbeitgeber mitmacht.

Wie lange kann Altersteilzeit dauern?

Bis zum Rentenbeginn – oft sind 3 bis 6 Jahre üblich.

Muss ich das Blockmodell wählen?

Nein. Das Modell wird gemeinsam mit dem Arbeitgeber gewählt – es gibt auch das Gleichverteilungsmodell.

Wie wirkt sich Altersteilzeit auf meine Rente aus?

Die Rentenansprüche bleiben durch die Aufstockung weitgehend erhalten, allerdings geringfügig niedriger als bei durchgehender Vollzeit.

Gibt es Zuschüsse vom Staat?

Nein, seit 2010 gibt es keine Förderung durch die Bundesagentur für Arbeit mehr. Die Aufstockung erfolgt durch den Arbeitgeber.


Fazit: Altersteilzeit als flexibler Übergang in den Ruhestand

Die Altersteilzeit ist ein attraktives Modell für Arbeitnehmer, die den Übergang in den Ruhestand flexibel und planbar gestalten möchten. Wer die Voraussetzungen erfüllt und mit dem Arbeitgeber eine passende Regelung findet, profitiert von finanziellen Aufstockungen und gesicherten Rentenansprüchen. Wichtig ist eine frühzeitige Planung – idealerweise mithilfe eines Altersteilzeitrechners, um individuelle Auswirkungen zu verstehen und fundierte Entscheidungen zu treffen.