Basiszinssatz

Der Basiszinssatz ist ein Begriff, der oft im Zusammenhang mit Verzugszinsen, Zivilklagen oder Schuldverhältnissen auftaucht – insbesondere im deutschen Recht. Doch was genau bedeutet er? Wer legt ihn fest? Und warum ist er für Unternehmer, Verbraucher und Juristen gleichermaßen relevant? In diesem Beitrag erfährst du, wie der Basiszinssatz funktioniert, wie er sich verändert, wofür er verwendet wird und welche rechtlichen und finanziellen Auswirkungen er hat.


Was ist der Basiszinssatz? – Definition

Der Basiszinssatz ist ein variabler Referenzzinssatz, der jährlich oder halbjährlich von der Deutschen Bundesbank veröffentlicht wird und als Grundlage für die Berechnung gesetzlicher Verzugszinsen dient.

Er wird im Rahmen des Bürgerlichen Gesetzbuchs (BGB) verwendet und dient der Vereinfachung von Zinsberechnungen im Zivilrecht.

Rechtsgrundlage:

  • § 247 BGB (Definition des Basiszinssatzes)
  • § 288 BGB (Verzugszinsen)

Wer legt den Basiszinssatz fest?

Der Basiszinssatz wird zweimal jährlich von der Deutschen Bundesbank festgelegt:

  • Zum 1. Januar und 1. Juli eines jeden Jahres
  • Er orientiert sich am aktuellen Hauptrefinanzierungssatz der Europäischen Zentralbank (EZB)

💡 Der Basiszinssatz kann positiv oder negativ sein – je nach Marktzinsniveau.


Historische Entwicklung des Basiszinssatzes

DatumBasiszinssatz
01.01.2015−0,83 %
01.01.2020−0,88 %
01.01.20231,62 %
01.01.20243,62 %

➡️ Nach über zehn Jahren im negativen Bereich ist der Basiszinssatz infolge der Zinswende der EZB wieder deutlich positiv.


Wofür wird der Basiszinssatz verwendet?

Der Basiszinssatz spielt eine Rolle bei:

  1. Verzugszinsen im Zivilrecht (§ 288 BGB)
    • Verbraucher: +5 Prozentpunkte
    • Unternehmen: +9 Prozentpunkte (B2B)
  2. Bewertungen im Steuerrecht
    • z. B. bei Betriebsentnahmen oder privaten Darlehen
  3. Rechnungszins bei Bewertung von Altersvorsorgeverträgen
  4. Berechnung von Schadenersatzansprüchen
    • z. B. bei verspäteter Zahlung

Berechnung der Verzugszinsen mit dem Basiszinssatz

Formel:

Verzugszins=Basiszinssatz+gesetzlicher Aufschlag\text{Verzugszins} = \text{Basiszinssatz} + \text{gesetzlicher Aufschlag}Verzugszins=Basiszinssatz+gesetzlicher Aufschlag

Beispiel:

  • Basiszinssatz (2024): 3,62 %
  • Verbraucher: +5 %8,62 % Verzugszins
  • Unternehmer: +9 %12,62 % Verzugszins

Praxisbeispiel:

  • Rechnung: 10.000 €
  • Zahlungsverzug (B2B)
  • Verzugszinsen p. a.: 10.000 € × 12,62 % = 1.262 €

Wo ist der Basiszinssatz gesetzlich geregelt?

Bürgerliches Gesetzbuch (BGB)

  • § 247 BGB: Definition des Basiszinssatzes
  • § 288 BGB: Anwendung bei Verzugszinsen
  • § 352 HGB: Handelszinsen

Zusätzlich relevant im:

  • Steuerrecht (EStG, UStG)
  • Insolvenzrecht (InsO)
  • Bewertungsgesetz (BewG)

Basiszinssatz vs. andere Zinssätze

ZinssatzZweckWer legt ihn fest?
BasiszinssatzBerechnung gesetzlicher ZinsenDeutsche Bundesbank
Leitzins (EZB)Steuerung der GeldpolitikEuropäische Zentralbank
EffektivzinsVergleich von KreditenVertragsabhängig
HabenzinsZins auf GuthabenBank abhängig
SollzinsZins auf KrediteBank abhängig

Bedeutung für Unternehmen

Korrekte Verzinsung von Außenständen
Verzugszinsen rechtssicher berechnen
Erhöhung von Mahndruck bei B2B-Verzug

❗ Unternehmen dürfen keine niedrigeren Zinsen als gesetzlich vorgeschrieben ansetzen – außer vertraglich vereinbart.


Tipps zur Nutzung des Basiszinssatzes

  • Prüfe regelmäßig die aktuellen Werte bei der Bundesbank
  • Verwende ihn bei Mahnungen, Rechnungen und AGB
  • Unbedingt in Inkassoprozesse integrieren
  • In Forderungsmanagement-Software einbinden

Häufige Fragen (FAQs)

Was bedeutet Basiszinssatz einfach erklärt?
Ein Referenzzins, den der Staat zur Berechnung gesetzlicher Verzugszinsen verwendet – er ändert sich halbjährlich.

Wie hoch ist der aktuelle Basiszinssatz?
Zum 1. Januar 2024 liegt er bei 3,62 %.

Wie wird der Verzugszins berechnet?
Basiszinssatz + 5 % (Privat) bzw. + 9 % (B2B) → Beispiel: 3,62 % + 9 % = 12,62 %

Wo finde ich den aktuellen Basiszinssatz?
Auf der Website der Deutschen Bundesbank unter „Basiszinssatz gemäß § 247 BGB“.

Ist der Basiszinssatz auch bei privaten Darlehen relevant?
Ja, insbesondere bei Verzugsfällen oder unklaren vertraglichen Regelungen.


Fazit: Der Basiszinssatz – ein stiller, aber entscheidender Faktor im Zivilrecht

Der Basiszinssatz mag auf den ersten Blick unscheinbar wirken – doch seine Wirkung ist groß. Ob bei Zahlungsversäumnissen, Mahnungen oder Schadensersatz – er definiert die Grundlage für gesetzlich zulässige Zinssätze und sorgt für Rechtssicherheit in finanziellen Auseinandersetzungen. Unternehmen wie Verbraucher sollten ihn regelmäßig im Blick behalten – denn mit einem steigenden Basiszins wachsen auch die finanziellen Folgen bei Zahlungsverzug.