Beitragsbemessungsgrenze

In der deutschen Sozialversicherung spielt die Beitragsbemessungsgrenze (BBG) eine zentrale Rolle: Sie bestimmt, bis zu welchem Einkommen Beiträge zur Renten-, Kranken-, Pflege- und Arbeitslosenversicherung erhoben werden. Einkommen oberhalb dieser Grenze bleiben beitragsfrei – zumindest für die Sozialabgaben. Doch was bedeutet das konkret für dich als Arbeitnehmer, Arbeitgeber oder Selbstständiger? Welche Werte gelten 2024 und warum steigen sie jedes Jahr? In diesem Beitrag erfährst du alles Wichtige rund um die Beitragsbemessungsgrenze.


Was ist die Beitragsbemessungsgrenze?

Die Beitragsbemessungsgrenze ist die Einkommensobergrenze, bis zu der das Bruttoeinkommen für die Berechnung von Sozialversicherungsbeiträgen herangezogen wird.

Einkommen oberhalb dieser Grenze wird nicht mehr beitragspflichtig – es zählt nur das Einkommen bis zur Grenze.

Die BBG existiert für:

  • Krankenversicherung (GKV)
  • Pflegeversicherung
  • Rentenversicherung
  • Arbeitslosenversicherung

Warum gibt es eine Beitragsbemessungsgrenze?

Die Sozialversicherung ist auf das Solidaritätsprinzip ausgerichtet – Beiträge werden anteilig nach Einkommen gezahlt, aber Leistungen sind oft gedeckelt.

Die BBG sorgt dafür, dass:

  • Besserverdienende nicht unbegrenzt viel zahlen
  • Eine angemessene Belastungsgrenze besteht
  • Das System sozial ausgewogen bleibt

💡 Wer über der BBG verdient, zahlt nur bis zur Höchstgrenze Beiträge – hat aber keinen höheren Leistungsanspruch.


Beitragsbemessungsgrenze 2024 – aktuelle Werte

Die BBG wird jährlich angepasst – abhängig von Lohn- und Einkommensentwicklung. Für 2024 gelten folgende Werte:

Renten- und Arbeitslosenversicherung:

RegionMonatlichJährlich
West7.550 €90.600 €
Ost7.450 €89.400 €

Kranken- und Pflegeversicherung (bundeseinheitlich):

MonatlichJährlich
5.175 €62.100 €

➡️ Beiträge zur gesetzlichen Kranken- und Pflegeversicherung werden nur bis zu 5.175 € brutto im Monat berechnet.


Rechenbeispiel: Wie wirkt sich die BBG aus?

Ein Arbeitnehmer in Westdeutschland verdient 8.000 € brutto monatlich.

  • Für die Krankenversicherung werden Beiträge nur auf 5.175 € erhoben
  • Für die Rentenversicherung: Beiträge auf 7.550 €

Das restliche Einkommen bleibt sozialversicherungsfrei – es werden darauf keine zusätzlichen Beiträge erhoben.


Beitragsbemessungsgrenze vs. Versicherungspflichtgrenze

Wichtig: Nicht verwechseln mit der Versicherungspflichtgrenze!

BegriffBedeutung
BeitragsbemessungsgrenzeObergrenze der Beitragsberechnung
VersicherungspflichtgrenzeGrenze, ab der man sich privat versichern darf

Versicherungspflichtgrenze 2024:

  • Monatlich: 5.775 €
  • Jährlich: 69.300 €

➡️ Erst oberhalb dieser Grenze kannst du aus der gesetzlichen Krankenversicherung in die private Krankenversicherung (PKV) wechseln.


Auswirkungen auf Arbeitnehmer

Vorteile:

  • Begrenzung der Sozialabgaben
  • Nettoentlastung bei hohem Einkommen
  • Gute Planbarkeit der Abgabenlast

Nachteile:

  • Kein höherer Leistungsanspruch trotz höherem Einkommen
  • Regressionswirkung: Ab einem Punkt sinkt der Beitragssatz relativ zum Einkommen

Auswirkungen auf Arbeitgeber

  • Arbeitgeberanteil an Sozialversicherungsbeiträgen ist ebenfalls gedeckelt
  • Unternehmen profitieren ebenfalls von der Begrenzung – z. B. bei hochbezahlten Fachkräften

💡 Die BBG ist relevant für Lohnbuchhaltung, Gehaltsverhandlungen und Vertragsgestaltung


Auswirkungen auf Selbstständige

  • Selbstständige mit freiwilliger GKV-Versicherung zahlen Beiträge bis zur BBG
  • Für Gutverdiener in der GKV kann der Beitrag mehrere hundert Euro im Monat betragen
  • Option: Wechsel in die PKV, wenn die Versicherungspflichtgrenze überschritten ist

Beitragsanpassungen und Kritik

Die BBG steigt fast jedes Jahr, da sie sich an der Lohnentwicklung orientiert. Kritikpunkte sind:

  • Steigende Abgabenlast für Besserverdienende
  • Kalte Progression: Steigende Sozialbeiträge trotz inflationsbedingter Lohnerhöhungen
  • Soziale Ungleichheit: Höhere Einkommen zahlen relativ weniger (Beitragsdeckelung)

Beitragsbemessungsgrenze im internationalen Vergleich

Im europäischen Vergleich hat Deutschland:

  • Eines der höchsten Beitragssysteme für Sozialabgaben
  • Aber auch hohe Leistungsniveaus in Rente, Kranken- und Pflegeversicherung
  • Die BBG ist ein Balanceinstrument zwischen Solidarität und Eigenverantwortung

Häufige Fragen (FAQs)

Was ist die Beitragsbemessungsgrenze?
Sie ist die Einkommensgrenze, bis zu der Beiträge zur Sozialversicherung berechnet werden – Einkommen darüber bleibt beitragsfrei.

Gilt die BBG auch für Selbstständige?
Ja – insbesondere in der Krankenversicherung und bei freiwilliger Versicherung in der Rentenversicherung.

Wie oft wird die BBG angepasst?
Einmal jährlich zum 1. Januar, basierend auf der Lohnentwicklung im Vorjahr.

Hat man bei höherem Einkommen mehr Leistungen?
Nein – die Leistungen bleiben gleich, auch wenn du Beiträge bis zur BBG zahlst.

Wie unterscheidet sich die BBG von der Versicherungspflichtgrenze?
Die BBG regelt die Höhe der Beiträge – die Versicherungspflichtgrenze entscheidet über den Verbleib in der GKV oder Wechsel zur PKV.


Fazit: Beitragsbemessungsgrenze – zentrale Steuerungsgröße der Sozialversicherung

Die Beitragsbemessungsgrenze ist eine der wichtigsten Stellschrauben im deutschen Sozialversicherungssystem. Sie legt fest, bis zu welchem Einkommen Beiträge gezahlt werden müssen – und schafft damit eine gerechte Begrenzung der Belastung bei gleichzeitigem Schutz des solidarischen Prinzips. Für Arbeitnehmer, Arbeitgeber und Selbstständige ist sie nicht nur rechnerisch relevant, sondern beeinflusst auch konkrete Entscheidungen zur Krankenversicherung, Altersvorsorge und Gehaltsgestaltung.