Soll-Arbeitszeit

Die Soll-Arbeitszeit ist ein zentraler Begriff in der Arbeitsorganisation. Sie bildet die Grundlage für die Berechnung von Überstunden, die Arbeitszeiterfassung sowie für Urlaubs- und Krankheitsabrechnungen. Doch was bedeutet Soll-Arbeitszeit genau, wie wird sie ermittelt und wie unterscheidet sie sich von Ist-Arbeitszeit oder Mehrarbeit? In diesem Beitrag erhältst du einen umfassenden Überblick über die Soll-Arbeitszeit – mit praxisnahen Beispielen, gesetzlichen Grundlagen und typischen Anwendungsfällen.


Was ist Soll-Arbeitszeit?

Die Soll-Arbeitszeit bezeichnet die vertraglich oder tariflich vereinbarte regelmäßige Arbeitszeit, die ein Arbeitnehmer innerhalb eines bestimmten Zeitraums (meist pro Tag, Woche oder Monat) zu leisten hat.

Sie ist der Maßstab dafür, wie viele Stunden gearbeitet werden müssen, um den arbeitsrechtlichen Verpflichtungen zu genügen.


Unterscheidung: Soll-Arbeitszeit vs. Ist-Arbeitszeit

BegriffBedeutung
Soll-ArbeitszeitGeplante, vertraglich festgelegte Arbeitszeit
Ist-ArbeitszeitTatsächlich geleistete Arbeitszeit

Beispiel:

  • Soll-Arbeitszeit: 8 Stunden pro Tag
  • Ist-Arbeitszeit: 9 Stunden → 1 Überstunde

Die Differenz aus Ist- und Soll-Zeit ist Grundlage für:

  • Überstunden
  • Minusstunden
  • Arbeitszeitkonten

Gesetzliche Grundlagen

Die Soll-Arbeitszeit basiert nicht auf einem allgemeinen Gesetz, sondern auf:

  • dem Arbeitsvertrag
  • dem Tarifvertrag
  • der Betriebsvereinbarung

Das Arbeitszeitgesetz (ArbZG) setzt jedoch Grenzen:

  • Maximal 48 Stunden pro Woche
  • Maximal 10 Stunden pro Tag, wenn im Durchschnitt 8 Stunden nicht überschritten werden

Berechnung der Soll-Arbeitszeit

Die Berechnung hängt vom Arbeitszeitmodell und der Kalenderstruktur ab.

Beispiel: 40-Stunden-Woche (5-Tage-Woche)

  • Wöchentliche Soll-Arbeitszeit: 40 Stunden
  • Pro Tag: 8 Stunden
  • Pro Monat: ca. 160 – 184 Stunden (je nach Arbeitstagen)

Formel zur Monatsberechnung:

Anzahl der Arbeitstage × tägliche Soll-Arbeitszeit

Beispiel März 2025 (21 Arbeitstage):
21 × 8 = 168 Stunden Soll-Arbeitszeit


Soll-Arbeitszeit bei Teilzeit

Teilzeitkräfte haben eine individuell vereinbarte Soll-Arbeitszeit, z. B.:

  • 20 Stunden pro Woche = 4 Stunden pro Tag (bei 5 Tagen)
  • 3 Arbeitstage pro Woche à 6 Stunden = 18 Stunden/Woche

Die Soll-Arbeitszeit bestimmt dann auch:

  • den Urlaubsanspruch
  • die Verteilung von Feiertagen
  • die Berechnung von Krankheitszeiten

Soll-Arbeitszeit und Arbeitszeitkonto

In Unternehmen mit Gleitzeit oder Vertrauensarbeitszeit wird die Soll-Arbeitszeit häufig mit einem Arbeitszeitkonto kombiniert. Dieses vergleicht:

  • Soll-Zeit (was geplant war)
  • Ist-Zeit (was tatsächlich gearbeitet wurde)

Das ergibt:

  • Plusstunden (Überstunden) bei Überschreitung
  • Minusstunden bei Unterschreitung

Viele Firmen setzen monats- oder jahresbezogene Ausgleichszeiträume fest, in denen das Konto wieder „ausgeglichen“ werden soll.


Soll-Arbeitszeit bei Urlaub, Krankheit und Feiertagen

Auch bei Abwesenheiten ist die Soll-Arbeitszeit entscheidend:

  • Urlaub: Es gelten die Stunden, die der Arbeitnehmer laut Plan gearbeitet hätte
  • Feiertag: Wenn der Tag auf einen regulären Arbeitstag fällt, wird er mit der üblichen Soll-Zeit bewertet
  • Krankheit: Der Anspruch auf Entgeltfortzahlung gilt für ausgefallene Soll-Stunden

Beispiel:
Mitarbeiter arbeitet normalerweise dienstags 6 Stunden
→ Fällt er krankheitsbedingt aus, gelten diese 6 Stunden als Soll-Zeit


Anpassung der Soll-Arbeitszeit bei Schicht- oder Wechseldiensten

In Schichtbetrieben ist die Soll-Arbeitszeit meist über längere Zeiträume festgelegt (z. B. Monats- oder Jahresarbeitszeit). Entscheidend ist:

  • die Durchschnittsarbeitszeit pro Woche
  • die konkrete Verteilung auf Dienstpläne

Fehlzeiten oder Schichtwechsel werden gegen die geplanten Soll-Zeiten gerechnet – Abweichungen führen zu Plus- oder Minusstunden.


Soll-Arbeitszeit bei Vertrauensarbeitszeit

Auch bei Vertrauensarbeitszeit existiert eine vertragliche Soll-Arbeitszeit – z. B. 40 Stunden/Woche. Die Zeiterfassung erfolgt jedoch nicht minutengenau, sondern es zählt die Aufgabenerfüllung.

Arbeitnehmer sind hier in der Pflicht, eigenverantwortlich sicherzustellen, dass sie ihre Soll-Arbeitszeit einhalten – auch ohne stempeln.


Warum ist die Soll-Arbeitszeit so wichtig?

Die Soll-Arbeitszeit beeinflusst:

  • Lohn- und Gehaltsabrechnung
  • Urlaubsberechnung
  • Krankmeldungen
  • Planung von Ressourcen und Kapazitäten
  • Rechtskonforme Zeiterfassung

Sie schafft Transparenz zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer über das Maß an geschuldeter Arbeit – und über mögliche Abweichungen.


Häufige Fragen zur Soll-Arbeitszeit (FAQs)

Was bedeutet Soll-Arbeitszeit im Arbeitsvertrag?

Sie gibt an, wie viele Stunden pro Woche, Tag oder Monat du laut Vertrag arbeiten musst.

Wie unterscheidet sich Soll-Zeit von Ist-Zeit?

Soll-Zeit = geplante Arbeitszeit
Ist-Zeit = tatsächlich geleistete Arbeitszeit

Wie wirkt sich Krankheit auf die Soll-Arbeitszeit aus?

Die ausgefallenen Stunden gelten als geleistet – solange eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung vorliegt.

Wie wird Soll-Arbeitszeit bei Teilzeit geregelt?

Individuell im Arbeitsvertrag – z. B. bestimmte Stunden pro Woche oder an bestimmten Tagen.

Kann die Soll-Arbeitszeit geändert werden?

Nur mit Zustimmung beider Parteien oder bei entsprechender Regelung im Tarifvertrag oder Arbeitsrecht.


Fazit: Soll-Arbeitszeit als Basis fairer Arbeitszeitregelungen

Die Soll-Arbeitszeit ist der zentrale Referenzwert für die tägliche, wöchentliche oder monatliche Arbeitsleistung. Sie ermöglicht eine klare Abgrenzung zwischen vertraglich geschuldeter Arbeit und darüber hinausgehenden Leistungen wie Überstunden. Ob in Teilzeit, Gleitzeit oder im klassischen Bürojob – wer seine Soll-Arbeitszeit kennt und dokumentiert, kann seine Rechte und Pflichten besser einschätzen, Überstunden korrekt abrechnen und faire Arbeitsbedingungen mitgestalten.