Teilzeit während Elternzeit

Viele Eltern möchten nach der Geburt ihres Kindes nicht komplett aus dem Berufsleben aussteigen, sondern in Teilzeit weiterarbeiten – um Beruf und Familie besser zu vereinbaren. Genau dafür gibt es in Deutschland die Möglichkeit, Teilzeit während der Elternzeit zu beantragen. So lässt sich der Kontakt zum Arbeitsplatz halten, das Einkommen aufstocken und gleichzeitig ElterngeldPlus nutzen. In diesem Beitrag erklären wir dir alles, was du wissen musst: von den gesetzlichen Regelungen über die Voraussetzungen bis hin zum Antrag und deinen Rechten gegenüber dem Arbeitgeber.


Was bedeutet „Teilzeit während Elternzeit“?

Wer Elternzeit nimmt, hat die Möglichkeit, parallel bis zu 32 Stunden pro Woche zu arbeiten – entweder beim bisherigen Arbeitgeber oder mit Genehmigung auch bei einem anderen. Diese Teilzeitbeschäftigung muss jedoch bestimmten Regeln folgen und rechtzeitig beantragt werden.

Teilzeit während der Elternzeit bietet Flexibilität und finanzielle Entlastung – ohne auf Kündigungsschutz und Elterngeld zu verzichten.


Gesetzliche Grundlage

Die rechtliche Regelung findet sich im § 15 BEEG (Bundeselterngeld- und Elternzeitgesetz). Darin ist festgelegt:

  • Wer Elternzeit nimmt, darf zwischen 15 und 32 Stunden pro Woche arbeiten
  • Der Arbeitgeber muss diese Teilzeit unter bestimmten Bedingungen gewähren
  • Auch ein Wechsel zu einem anderen Arbeitgeber ist mit Zustimmung erlaubt

Voraussetzungen für Teilzeit in der Elternzeit

Um Teilzeit während der Elternzeit beim Arbeitgeber zu beantragen, müssen folgende Voraussetzungen erfüllt sein:

✅ Das Arbeitsverhältnis besteht länger als sechs Monate
✅ Das Unternehmen hat mehr als 15 Beschäftigte
✅ Die Wochenarbeitszeit liegt zwischen 15 und 32 Stunden
✅ Der Antrag wird mindestens 7 Wochen vor Beginn gestellt
✅ Die Teilzeit umfasst mindestens zwei Monate

📌 Auch Eltern, die ihre Elternzeit aufteilen, können in einem oder mehreren Abschnitten Teilzeit arbeiten.


So beantragst du Teilzeit während Elternzeit

Schritt-für-Schritt-Anleitung:

  1. Elternzeit anmelden (mit Beginn und Dauer)
  2. Teilzeitarbeit schriftlich beantragen – spätestens 7 Wochen vor Beginn
  3. Im Antrag: gewünschter Zeitraum, wöchentliche Arbeitszeit und Verteilung auf die Wochentage angeben
  4. Arbeitgeber kann innerhalb von 4 Wochen reagieren
  5. Erfolgt keine Ablehnung mit Begründung, gilt der Antrag als angenommen

Ablehnungsgründe des Arbeitgebers

Der Arbeitgeber darf Teilzeit nur ablehnen, wenn dringende betriebliche Gründe vorliegen, z. B.:

  • erhebliche Störung des Arbeitsablaufs
  • unverhältnismäßige Kosten
  • fehlende geeignete Einsatzmöglichkeit

📌 Eine Ablehnung muss schriftlich und begründet erfolgen – andernfalls kann sie gerichtlich angefochten werden.


Teilzeit beim anderen Arbeitgeber oder selbstständig?

Auch das ist möglich – unter folgenden Bedingungen:

  • Zustimmung des bisherigen Arbeitgebers ist erforderlich
  • Keine Konkurrenzsituation oder Interessenkollision
  • Antrag muss rechtzeitig gestellt werden

→ Alternativ: freiberufliche oder selbstständige Tätigkeit in Teilzeit, sofern vereinbar mit der Betreuungspflicht


Vorteile der Teilzeit während Elternzeit

Finanzielle Entlastung – trotz Elterngeldbezug möglich
Kontakt zum Job bleibt erhalten
Beruflicher Anschluss wird erleichtert
Karriereknick wird vermieden
Vereinbarkeit von Familie und Beruf wird gefördert
Anspruch auf ElterngeldPlus bleibt bestehen


Elterngeld und Teilzeit – wie passt das zusammen?

Eltern, die während der Elternzeit Teilzeit arbeiten, können ElterngeldPlus beziehen – besonders vorteilhaft bei mittlerem Einkommen.

  • ElterngeldPlus ersetzt einen Teil des entgangenen Einkommens
  • Die Höhe hängt vom Einkommen vor und während der Teilzeit ab
  • Je mehr du verdienst, desto geringer fällt das ElterngeldPlus aus

→ Wichtig: Obergrenze für Arbeitszeit liegt bei 32 Stunden/Woche – sonst entfällt der Anspruch!


Beispielrechnung:

  • Einkommen vor Geburt: 2.000 €/Monat
  • Teilzeit-Einkommen: 1.000 €/Monat
  • Differenz: 1.000 €
  • ElterngeldPlus ersetzt ca. 65–100 % dieser Differenz

→ Du erhältst Teilzeitgehalt + ElterngeldPlus = kombinierte Absicherung


Was passiert bei Änderung der Arbeitszeit?

Änderungen – z. B. mehr oder weniger Stunden – müssen dem Arbeitgeber rechtzeitig mitgeteilt werden. Dabei gilt:

  • Neue Teilzeit nur mit neuem Antrag
  • Arbeitgeber kann prüfen, ob neue Regelung umsetzbar ist
  • Bei Überschreitung der 32-Stunden-Grenze entfällt Elterngeld-Anspruch im betreffenden Monat

Kündigungsschutz während Teilzeit in Elternzeit

Auch bei Teilzeitarbeit während Elternzeit gilt:

  • Kündigungsschutz bleibt bestehen
  • Gilt ab dem Zeitpunkt der Anmeldung, frühestens 8 Wochen vor Elternzeitbeginn

→ Arbeitgeber dürfen nur mit behördlicher Genehmigung kündigen


Häufige Fehler vermeiden

❌ Antrag zu spät gestellt → Teilzeit beginnt später
❌ Teilzeit ohne Angabe der genauen Stunden → Antrag unvollständig
❌ Überschreitung der 32-Stunden-Grenze → Verlust von Elterngeldansprüchen
❌ Mangelhafte Kommunikation mit Arbeitgeber → Konfliktpotenzial
❌ Fristen versäumt → Arbeitgeber kann Antrag ablehnen


Häufige Fragen (FAQs)

Wie viele Stunden darf ich während der Elternzeit arbeiten?
Zwischen 15 und 32 Stunden pro Woche – unabhängig davon, ob beim bisherigen oder einem anderen Arbeitgeber.

Kann der Arbeitgeber Teilzeit während Elternzeit ablehnen?
Nur bei dringenden betrieblichen Gründen – diese müssen nachvollziehbar begründet werden.

Muss ich während Elternzeit Elterngeld beziehen, um Teilzeit zu arbeiten?
Nein – die Teilzeitregelung ist unabhängig vom Elterngeld.

Was ist, wenn ich selbstständig während Elternzeit arbeiten möchte?
Das ist möglich, solange du deine Betreuungspflichten wahrnehmen kannst und die Arbeitszeitgrenze einhältst.

Kann ich auch nach dem 1. Jahr in Teilzeit arbeiten?
Ja – Teilzeit ist während der gesamten Elternzeit bis zum 3. Geburtstag des Kindes möglich (bzw. bis zum 8. bei Übertragung).


Fazit: Teilzeit während Elternzeit – Flexibel und familienfreundlich

Die Möglichkeit, Teilzeit während der Elternzeit zu arbeiten, schafft echte Vorteile für moderne Familien: finanzielle Sicherheit, beruflicher Anschluss und mehr Flexibilität bei der Kinderbetreuung. Ob du bei deinem bisherigen Arbeitgeber bleibst oder neue Wege gehst – mit der richtigen Planung und Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben steht deinem Teilzeitmodell nichts im Weg. Ein gutes Gespräch mit dem Arbeitgeber und ein rechtzeitiger Antrag sind der Schlüssel zu einer gelungenen Vereinbarkeit von Beruf und Familie.