Überziehungszins

Ein unerwarteter Geldeingang verzögert sich, die Mietzahlung läuft automatisch – und plötzlich ist das Konto im Minus. Wer in solchen Fällen über das vereinbarte Limit hinausgeht, lernt schnell den Überziehungszins kennen. Dieser Zinssatz zählt zu den teuersten Kreditarten für Verbraucher – oft unbemerkt, aber mit spürbaren Kosten. Doch was genau ist der Überziehungszins? Wie unterscheidet er sich vom Dispozins? Und wie lässt sich vermeiden, dass er zur Kostenfalle wird? In diesem Beitrag klären wir umfassend und praxisnah, was du über Überziehungszinsen wissen musst.


Was ist ein Überziehungszins?

Ein Überziehungszins ist der Zinssatz, den eine Bank verlangt, wenn ein Girokonto über das eingeräumte Dispolimit hinaus belastet wird. Man spricht dann auch von einer geduldeten Kontoüberziehung.

Während der Dispositionskredit vorher mit der Bank vereinbart wird, ist eine Überziehung ungeplant – und deshalb deutlich teurer.


Dispozins vs. Überziehungszins – der Unterschied

MerkmalDispozinsÜberziehungszins
Vereinbart mit BankJa (Dispositionskredit)Nein (geduldete Überziehung)
ZinshöheHoch (oft 8–12 % p. a.)Sehr hoch (oft 12–16 % p. a. oder mehr)
VoraussetzungKreditlinie vorhandenKonto wird über Kreditlinie hinaus belastet
BeispielDispo: 1.000 €, Konto bei −800 €Dispo: 1.000 €, Konto bei −1.200 €

💡 Banken dürfen eine Überziehung ablehnen oder zulassen – bei Duldung fallen Zinsen an.


Gesetzliche Regelungen

Der Überziehungszins ist in § 505 BGB geregelt. Dort steht:

  • Banken müssen klar über Zinshöhe informieren
  • Überziehungszinsen dürfen nicht unangemessen hoch sein
  • Seit 2016 verpflichtet die EU-Verbraucherkreditrichtlinie zu besserer Transparenz

Es gibt aber keine gesetzliche Zinsobergrenze – Banken legen den Satz selbst fest, solange er marktüblich ist.


Wie hoch ist der Überziehungszins?

Die Zinssätze variieren stark zwischen Banken:

  • Durchschnitt 2024: 11–15 % p. a.
  • Bei einigen Direktbanken: nur 9–10 %
  • Bei Filialbanken oder Spezialkonten: bis zu 18 %

Die exakte Höhe steht in:

  • Preis- und Leistungsverzeichnis der Bank
  • Kontoauszug bei Inanspruchnahme
  • Vertragsunterlagen zum Girokonto

Beispielrechnung

  • Dispo-Limit: 1.000 €
  • Kontoüberziehung auf −1.500 €
  • Überziehungsbetrag: 500 €
  • Überziehungszins: 14 %
  • Dauer: 30 Tage

Zins=500 €×14100×30360=5,83 €Zins = 500\,€ \times \frac{14}{100} \times \frac{30}{360} = 5,83\,€Zins=500€×10014​×36030​=5,83€

➡️ Bereits ein Monat Überziehung kostet fast 6 € – das summiert sich bei Dauerüberziehungen schnell.


Wann fallen Überziehungszinsen an?

  • Wenn dein Girokonto unter das vereinbarte Dispolimit rutscht
  • Wenn kein Dispo vereinbart wurde, aber dein Konto trotzdem ins Minus geht
  • Wenn du Lastschriften, Daueraufträge oder Kartenzahlungen tätigst, die dein Guthaben überschreiten
  • Wenn die Bank die Überziehung duldet

💡 Die Bank ist nicht verpflichtet, Überziehungen zuzulassen – sie kann Zahlungen ablehnen.


Alternativen zum Überziehungszins

1. Dispositionskredit beantragen

  • Deutlich günstiger als Überziehungszins
  • Voraussetzung: regelmäßiger Geldeingang

2. Rahmenkredit

  • Flexible Kreditlinie mit oft besseren Konditionen
  • Separate Rückzahlungsvereinbarungen

3. Ratenkredit

  • Für größere Summen mit planbarer Tilgung
  • Günstigerer Effektivzins

4. Zinsfreie Kreditkarte

  • Bei disziplinierter Rückzahlung: keine Zinsen

Wie lassen sich Überziehungszinsen vermeiden?

Regelmäßig Kontostand prüfen – z. B. via App
Push-Benachrichtigungen bei Minusstand aktivieren
Überziehungslimit begrenzen oder deaktivieren
Budgetierung und Haushaltsplan führen
Guthabenkonto nutzen, wenn du keine Überziehung willst


Banken im Vergleich – große Unterschiede

Einige Banken bieten:

  • Kombizinsmodelle (Dispo und Überziehungssatz gleich hoch)
  • Kulanzregelungen bei einmaliger Überziehung
  • Tagesgenaue Abrechnung statt pauschaler Monatszinsen

Vergleichen lohnt sich – auch in Kombination mit kostenlosen Girokonten.


Häufige Fragen (FAQs)

Was ist ein Überziehungszins?
Ein Zinssatz, den die Bank berechnet, wenn du dein Girokonto über das vereinbarte Limit hinaus belastest.

Wie hoch ist der Überziehungszins?
Je nach Bank zwischen 9 und 18 % p. a. – oft deutlich höher als der normale Dispozins.

Wie unterscheiden sich Überziehungszins und Dispozins?
Dispozins gilt innerhalb der Kreditlinie, Überziehungszins für den darüber hinaus gehenden Betrag.

Kann die Bank mein Konto ohne Dispo überziehen lassen?
Ja – wenn sie die Überziehung duldet, darf sie Überziehungszinsen verlangen.

Wie kann ich Überziehungszinsen vermeiden?
Indem du dein Konto im Blick behältst, Limits einstellst oder günstigere Kreditformen nutzt.


Fazit: Überziehungszins – versteckte Kostenfalle bei unkontrolliertem Minus

Der Überziehungszins ist eine der teuersten Kreditarten im Alltag – oft unbemerkt, aber wirkungsvoll. Schon kleine Beträge können über Monate hinweg spürbare Zinskosten verursachen. Wer sein Konto regelmäßig überprüft, Limits einhält und frühzeitig günstigere Alternativen wie Dispo oder Ratenkredit nutzt, kann unnötige Ausgaben vermeiden. Transparenz, Vergleich und digitale Hilfsmittel helfen, den Überblick zu behalten – und das Konto dauerhaft im grünen Bereich zu führen.