Ob Grippe, Rückenprobleme oder psychische Belastung – Krankheiten gehören zum Leben dazu. Doch gerade im Berufsleben stellt sich schnell die Frage: Wie lange dauert die Erkrankung – und welche Auswirkungen hat das? Die Erkrankungsdauer ist nicht nur für die persönliche Genesung entscheidend, sondern spielt auch im Arbeitsrecht, bei der Lohnfortzahlung und bei Krankenkassen eine zentrale Rolle. In diesem Beitrag erfährst du, was unter Erkrankungsdauer zu verstehen ist, wie sie erfasst wird, welche Faktoren sie beeinflussen und was du als Arbeitnehmer oder Arbeitgeber beachten solltest.
Was ist die Erkrankungsdauer?
Die Erkrankungsdauer beschreibt den Zeitraum, in dem eine Person aufgrund gesundheitlicher Beeinträchtigungen arbeitsunfähig ist oder im Alltag eingeschränkt ist. Sie beginnt mit dem ersten Tag der Erkrankung und endet mit dem Tag der vollständigen Wiederherstellung der Arbeitsfähigkeit.
Juristisch und sozialrechtlich ist die Erkrankungsdauer oft identisch mit dem Zeitraum der Arbeitsunfähigkeit, die durch ein ärztliches Attest (AU) bescheinigt wird.
Warum ist die Erkrankungsdauer wichtig?
✅ Für den Anspruch auf Lohnfortzahlung durch den Arbeitgeber
✅ Für die Meldung bei der Krankenkasse (z. B. für Krankengeld)
✅ Für die Krankenstatistik und Gesundheitsberichterstattung
✅ Für Personalplanung und Ressourcenmanagement im Unternehmen
✅ Für Versicherungen (z. B. Krankentagegeld, Berufsunfähigkeitsversicherung)
Wie wird die Erkrankungsdauer festgestellt?
Die Erkrankungsdauer basiert auf:
- Selbsteinschätzung in den ersten Krankheitstagen (ohne Attest möglich)
- Ärztlicher Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (AU) → gesetzlich relevant
- Verlaufsbeobachtung durch den Arzt bei längeren oder chronischen Verläufen
📌 Seit 2023 übermitteln Ärzt:innen die AU digital an die Krankenkasse (eAU). Arbeitgeber rufen die AU-Daten elektronisch ab.
Erkrankungsdauer und Lohnfortzahlung
Die gesetzliche Lohnfortzahlung durch den Arbeitgeber erfolgt für maximal 6 Wochen pro Krankheitsfall. Die Erkrankungsdauer beeinflusst:
- Beginn und Ende der Lohnfortzahlung
- Übergang zum Krankengeld durch die gesetzliche Krankenkasse
- Prüfbarkeit durch den Medizinischen Dienst (MDK)
Wichtig: Bei wiederholter Erkrankung mit derselben Diagnose zählt die Gesamtdauer – es sei denn, eine „gesundheitsbedingte Pause“ von mindestens 6 Monaten liegt dazwischen.
Faktoren, die die Erkrankungsdauer beeinflussen
Die Dauer einer Krankheit hängt von vielen individuellen und externen Faktoren ab:
1. Art der Erkrankung
- Grippe: meist 5–7 Tage
- Bandscheibenvorfall: Wochen bis Monate
- Depression: individuell sehr unterschiedlich
- COVID-19: 1–3 Wochen, bei Long COVID deutlich länger
2. Allgemeiner Gesundheitszustand
- Immunsystem, Alter, chronische Vorerkrankungen
3. Arbeitsumfeld und Belastung
- Körperlich belastende Berufe → längere Ausfallzeiten
- Psychosoziale Faktoren spielen ebenfalls eine Rolle
4. Therapie und Behandlung
- Frühzeitige Diagnostik, Therapieerfolg, Reha-Angebote
5. Private Lebenssituation
- Stress, Pflegeverantwortung, finanzielle Sorgen
Erkrankungsdauer im Arbeitsrecht
Im Arbeitsrecht ergeben sich aus der Erkrankungsdauer konkrete Rechte und Pflichten:
Thema | Regelung |
---|---|
Entgeltfortzahlung | Max. 6 Wochen (42 Kalendertage) durch Arbeitgeber |
Krankengeld | Ab dem 43. Tag durch Krankenkasse (ca. 70 % des Bruttolohns) |
Informationspflicht | Krankmeldung ab dem 1. oder spätestens ab dem 3. Krankheitstag |
Attestpflicht | AU-Bescheinigung nötig ab dem 3. Kalendertag (oder früher, je nach Vertrag) |
Kündigungsschutz | Keine Kündigung wegen Krankheit nur wegen Dauer – aber Grenzen beachten |
📌 Längere Erkrankungen können zu Fragen der betriebsbedingten Kündigung oder Wiedereingliederung führen.
Langzeiterkrankung: Ab wann spricht man davon?
Von einer Langzeiterkrankung spricht man, wenn die Arbeitsunfähigkeit mehr als 6 Wochen am Stück oder über einen längeren Zeitraum wiederholt besteht.
Folgen:
- Ende der Lohnfortzahlung → Bezug von Krankengeld
- Einladung zum betrieblichen Eingliederungsmanagement (BEM)
- Bei mehr als 6 Wochen: ärztliche Begutachtung durch den MDK möglich
- Krankengeldbezug maximal 78 Wochen innerhalb von 3 Jahren pro Erkrankung
Erkrankungsdauer und Versicherungsleistungen
Die Dauer der Erkrankung ist bei vielen Versicherungen entscheidend:
1. Krankentagegeldversicherung
- Tritt in Kraft nach Ablauf der Lohnfortzahlung
- Höhe und Dauer je nach Vertrag
2. Berufsunfähigkeitsversicherung (BU)
- Leistung meist ab 6-monatiger ununterbrochener Arbeitsunfähigkeit
- Ärztliche Gutachten und Verlauf sind entscheidend
3. Unfallversicherung
- Versicherungsleistung abhängig von Ausfallgrad und Dauer
Ärztliche Atteste und Folgebescheinigungen
- Erstbescheinigung → Beginn der Erkrankung
- Folgebescheinigungen → müssen nahtlos erfolgen, sonst droht Leistungsunterbrechung
- Bei verspäteter Abgabe: Gefahr des Lohnausfalls
📌 Die Diagnose auf der AU ist nicht für den Arbeitgeber sichtbar – sie wird nur an die Krankenkasse übermittelt.
Häufige Fehler bei der Angabe der Erkrankungsdauer
❌ AU nicht rechtzeitig eingereicht → Lohnfortzahlung gefährdet
❌ Keine Folgebescheinigung → Krankengeldunterbrechung
❌ Krankheit nicht gemeldet → arbeitsrechtliche Abmahnung möglich
❌ Verwechslung: Krankheit ≠ Arbeitsunfähigkeit → nicht jede Erkrankung macht arbeitsunfähig
Häufige Fragen (FAQs)
Was zählt zur Erkrankungsdauer?
Der Zeitraum von der ersten Arbeitsunfähigkeit bis zur vollständigen Wiederherstellung der Arbeitsfähigkeit.
Was passiert bei mehreren Erkrankungen hintereinander?
Unterschiedliche Diagnosen → jeweils neuer Anspruch auf Lohnfortzahlung möglich.
Wie lange darf ich krank sein, ohne Kündigung zu riskieren?
Eine Kündigung allein wegen Krankheit ist schwer durchzusetzen, aber möglich bei Langzeitausfall mit negativer Prognose.
Wann endet die Erkrankungsdauer?
Mit dem Tag, an dem der Arzt die Arbeitsfähigkeit wieder feststellt – bestätigt durch das Ende der AU.
Wie lange bekomme ich Krankengeld?
Maximal 78 Wochen innerhalb von 3 Jahren pro Krankheit – danach ggf. Reha, BU oder Erwerbsminderungsrente.
Fazit: Erkrankungsdauer – mehr als nur ein Zeitraum
Die Erkrankungsdauer ist ein zentrales Element in der Gesundheits- und Arbeitswelt. Sie beeinflusst nicht nur die Lohnfortzahlung und das Krankengeld, sondern hat auch Auswirkungen auf Versicherungen, arbeitsrechtliche Maßnahmen und Rehabilitationsmaßnahmen. Wer sie kennt und korrekt dokumentiert, sich rechtzeitig krankmeldet und ärztliche Vorgaben einhält, schützt sich rechtlich und finanziell – und schafft die Basis für eine erfolgreiche Rückkehr ins Berufsleben.