Die Steuerklasse ist ein zentrales Element im deutschen Steuersystem – sie beeinflusst, wie viel Lohnsteuer vom Bruttogehalt abgezogen wird und was am Ende auf deinem Konto landet. Dabei gibt es insgesamt sechs Steuerklassen, die sich nach dem Familienstand, dem Beschäftigungsverhältnis und der Anzahl der Jobs richten. Wer seine Steuerklasse kennt und richtig nutzt, kann bares Geld sparen – besonders bei Ehepaaren. In diesem Beitrag erfährst du, welche Steuerklassen es gibt, wie sie sich unterscheiden, wann du wechseln solltest und wie du deine persönliche Steuerlast optimieren kannst.
Was ist die Steuerklasse?
Die Steuerklasse (auch Lohnsteuerklasse genannt) ist ein Merkmal, das vom Finanzamt vergeben wird und bestimmt, wie hoch die monatliche Lohnsteuer vom Bruttolohn ausfällt.
Je nach persönlicher Lebenssituation ordnet das Finanzamt dich automatisch einer der sechs Steuerklassen zu – sie kann aber in bestimmten Fällen gewechselt werden.
Die Steuerklasse wirkt sich direkt auf folgende Abgaben aus:
- Lohnsteuer
- Solidaritätszuschlag
- Kirchensteuer
➡️ Sozialversicherungsbeiträge (z. B. Rentenversicherung) sind nicht von der Steuerklasse abhängig.
Die sechs Steuerklassen im Überblick
Steuerklasse I
Für:
- Ledige
- Geschiedene
- Verwitwete (nach Ablauf des Kalenderjahres)
- Verheiratete mit dauerhaft getrenntem Wohnsitz
Merkmale:
- Standardklasse für Alleinstehende
- Höchste Lohnsteuerbelastung unter den regulären Klassen
Steuerklasse II
Für:
- Alleinerziehende mit mindestens einem Kind im Haushalt
- Anspruch auf Entlastungsbetrag für Alleinerziehende
Merkmale:
- Geringere Lohnsteuer als Klasse I
- Muss beim Finanzamt beantragt werden
Steuerklasse III
Für:
- Verheiratete mit gemeinsamem Wohnsitz
- Ein Ehepartner verdient deutlich mehr, der andere ist in Klasse V
Merkmale:
- Geringste Steuerabzüge bei hohem Einkommen
- Ideal bei großen Einkommensunterschieden
Steuerklasse IV
Für:
- Verheiratete mit ähnlichem Einkommen
- Automatische Zuteilung nach Eheschließung
Merkmale:
- Gleichmäßige Verteilung der Steuerlast
- Keine großen Vor- oder Nachteile bei gleichem Verdienst
Steuerklasse IV mit Faktor
Für:
- Ehepaare mit unterschiedlichem Einkommen, die Steuern gerechter verteilen wollen
Merkmale:
- Rechenfaktor berücksichtigt Einkommensverhältnis
- Vermeidet hohe Nachzahlungen bei der Steuererklärung
Steuerklasse V
Für:
- Ehepartner, wenn der andere die Steuerklasse III wählt
Merkmale:
- Hohe Steuerlast
- Kaum Freibeträge
- Sollte nur gewählt werden, wenn ein Ehepartner deutlich mehr verdient
Steuerklasse VI
Für:
- Arbeitnehmer mit zwei oder mehr Jobs
Merkmale:
- Gilt für den Zweitjob
- Keine Freibeträge, höchste Lohnsteuer
- Nachteil: deutlich geringeres Nettogehalt
Steuerklassenkombinationen bei Ehepaaren
Kombination | Geeignet für |
---|---|
III / V | Großes Einkommensgefälle |
IV / IV | Ähnliche Einkommen |
IV / IV mit Faktor | Gerechtere Verteilung bei Unterschieden |
💡 Tipp: Ehepaare können ihre Steuerklassen jährlich neu wählen – am besten bis zum 30. November für das folgende Jahr.
Steuerklasse und Lohnsteuer: Wie hängt das zusammen?
Die Lohnsteuer ist eine Vorauszahlung auf die Einkommensteuer. Je nach Steuerklasse wird sie:
- Höher (Klasse V, VI) oder
- Niedriger (Klasse III, II) ausfallen.
Bei der jährlichen Steuererklärung erfolgt der endgültige Steuerabgleich:
- Zu viel gezahlt → Erstattung
- Zu wenig gezahlt → Nachzahlung
➡️ Die Steuerklasse beeinflusst nur die Höhe der laufenden Abzüge, nicht die finale Steuerlast – die wird erst im Nachhinein ermittelt.
Wann lohnt sich ein Steuerklassenwechsel?
Ein Wechsel kann sinnvoll sein bei:
✅ Heirat oder Trennung
✅ Geburt eines Kindes (Wechsel von I nach II)
✅ Gehaltsveränderungen bei Ehepartnern
✅ Jobwechsel oder -verlust
✅ Wechsel in Teilzeit oder Elternzeit
Wie wechselt man die Steuerklasse?
- Formular: „Antrag auf Steuerklassenwechsel bei Ehegatten/Lebenspartnern“
- Zuständig: Wohnsitzfinanzamt
- Frist: bis 30. November für das laufende Jahr
Auswirkungen auf andere Leistungen
Die Steuerklasse beeinflusst nicht nur das Nettogehalt, sondern auch:
- Elterngeld: Bemessung auf Basis des Nettoeinkommens
- Arbeitslosengeld: Relevanz des Durchschnittsnettos
- Krankengeld / Mutterschaftsgeld: ebenfalls nettoabhängig
- Pfändungsfreigrenzen: steuerlich relevantes Einkommen zählt
➡️ In diesen Fällen kann ein rechtzeitiger Wechsel zu einer günstigeren Steuerklasse bares Geld bedeuten.
Häufige Fragen (FAQs)
Welche Steuerklasse ist die beste?
Das hängt von deiner Lebenssituation ab. Ledige sind automatisch in Klasse I. Verheiratete können zwischen III/V oder IV/IV (mit oder ohne Faktor) wählen – je nach Einkommensverteilung.
Wann kann ich die Steuerklasse wechseln?
Einmal pro Jahr – bis zum 30. November. Bei Heirat, Geburt oder Trennung auch unterjährig möglich.
Was passiert bei Steuerklasse VI?
Sie gilt automatisch für Nebenjobs, bei denen keine Hauptbeschäftigung angegeben ist – hohe Abzüge!
Hat die Steuerklasse Einfluss auf das Elterngeld?
Ja – weil sich das Elterngeld am Nettogehalt der letzten 12 Monate orientiert. Ein Wechsel kann sich lohnen!
Wie finde ich meine aktuelle Steuerklasse heraus?
Du findest sie auf deiner Lohnabrechnung oder kannst sie beim Finanzamt bzw. online über Elster erfragen.
Fazit: Die richtige Steuerklasse spart bares Geld
Die Steuerklasse ist mehr als nur ein Verwaltungsmerkmal – sie beeinflusst dein Nettogehalt, Sozialleistungen und deine Steuererklärung. Wer sie richtig wählt und an Lebenssituationen anpasst, kann unnötige Steuerabzüge vermeiden und teure Nachzahlungen verhindern. Besonders bei Ehepaaren lohnt es sich, regelmäßig zu prüfen, ob die gewählte Kombination noch zum Einkommen passt. Dein Geld verdient die optimale Steuerklasse – und du die volle Kontrolle darüber.