Rechnungen, Verträge, Lieferungen – wo Geld fließt, gibt es auch Fristen. Wird eine Zahlung nicht pünktlich geleistet, spricht man von Zahlungsverzug. Und der kann teuer werden: Der Gläubiger hat dann Anspruch auf einen Verzugszins – eine gesetzlich geregelte Entschädigung für die verspätete Zahlung. Aber was genau ist der Verzugszins? Wie hoch ist er? Wann beginnt der Verzug, und wie wird der Zins berechnet? In diesem Beitrag erfährst du alles, was du rund um das Thema Verzugszins wissen musst – inklusive Rechenbeispielen und Tipps zur Praxis.
Was ist ein Verzugszins? – Definition
Ein Verzugszins ist ein gesetzlicher oder vertraglicher Zins, den ein Schuldner bei verspäteter Zahlung zusätzlich zum offenen Betrag zahlen muss.
Ziel des Verzugszinses ist es, dem Gläubiger den entgangenen Nutzen zu kompensieren und Anreiz für pünktliche Zahlung zu schaffen.
Rechtsgrundlage: §§ 286 ff. BGB (Verzug) und § 288 BGB (Zinshöhe)
Wann tritt Zahlungsverzug ein?
Ein Schuldner gerät in Verzug, wenn:
- eine fällige Forderung besteht
- eine Mahnung erfolgt ist
→ Ausnahme: Bei festen Zahlungsfristen (z. B. „zahlbar bis 15.04.“) ist keine Mahnung nötig
Automatischer Verzug ohne Mahnung:
- 30 Tage nach Rechnungserhalt (bei Verbrauchern nur, wenn Hinweis auf Verzug enthalten ist)
- Sofort bei kalendermäßig bestimmtem Zahlungsziel
Verzugszinsen gemäß § 288 BGB
Schuldverhältnis | Aufschlag auf Basiszinssatz | Gültig seit |
---|---|---|
Privatpersonen (Verbraucher) | +5 Prozentpunkte | § 288 Abs. 1 BGB |
Geschäfte unter Unternehmern | +9 Prozentpunkte | § 288 Abs. 2 BGB |
Beispiel bei Basiszinssatz von 3,62 % (Stand: Jan 2024):
- Verbraucher: 8,62 % Verzugszins
- B2B-Geschäft: 12,62 % Verzugszins
Berechnung des Verzugszinses
Formel:
Verzugszins=Forderungsbetrag×Zinssatz100×Tage im Verzug360\text{Verzugszins} = \text{Forderungsbetrag} \times \frac{\text{Zinssatz}}{100} \times \frac{\text{Tage im Verzug}}{360}Verzugszins=Forderungsbetrag×100Zinssatz×360Tage im Verzug
Beispielrechnung:
- Forderung: 5.000 €
- Verzugszeit: 60 Tage
- B2B-Verhältnis (Zinssatz 12,62 %)
Zinsen=5.000×12,62100×60360≈105,17€Zinsen = 5.000 \times \frac{12,62}{100} \times \frac{60}{360} ≈ 105,17 €Zinsen=5.000×10012,62×36060≈105,17€
➡️ Zusätzlich zur Hauptforderung zu zahlen
Besonderheit: 40-Euro-Verzugspauschale (§ 288 Abs. 5 BGB)
Im B2B-Bereich (also bei Zahlungsverzug unter Unternehmern) darf zusätzlich zum Verzugszins eine Verzugspauschale von 40 € verlangt werden.
- Gilt automatisch
- Keine gesonderte Mahnung notwendig
- Gilt nicht im Verbraucherbereich
💡 Auch bei kleinen Beträgen rechtlich durchsetzbar
Vertraglich abweichende Verzugszinsen
Vertragspartner dürfen abweichende Zinsen vereinbaren – z. B.:
- Höhere Verzugszinsen als gesetzlich
- Abweichender Zahlungsbeginn
- Staffelungen
Solche Regelungen müssen schriftlich vereinbart sein und dürfen nicht sittenwidrig sein (§ 138 BGB).
Bedeutung des Verzugszinses in der Praxis
✅ Anreiz zur pünktlichen Zahlung
✅ Entschädigung für entgangene Nutzung
✅ Stärkung der Gläubigerrechte
❗ In Kombination mit weiteren Verzugskosten (Inkasso, Mahnverfahren, Gerichtsverfahren) kann Zahlungsverzug sehr teuer werden.
Verzugszinsen in Rechnungen und Mahnungen
Gläubiger können Verzugszinsen:
- schriftlich geltend machen
- berechnen und beilegen (z. B. in Mahnschreiben)
- bei Zahlungsverzug automatisch einklagen
💡 Auch ohne Ankündigung im Vertrag gesetzlich durchsetzbar
Verzugszins und Steuerrecht
Verzugszinsen gelten als betrieblich veranlasst und sind:
- beim Gläubiger als Einnahmen zu versteuern
- beim Schuldner nicht abzugsfähig, da es sich nicht um Betriebsausgaben im engeren Sinne handelt
➡️ Besonders wichtig bei Unternehmensverhältnissen
Verzugszins bei öffentlichen Stellen
Auch Behörden dürfen Verzugszinsen erheben – z. B. bei:
- verspäteter Steuerzahlung
- verspäteter Rückzahlung von Fördermitteln
- verspäteter Gebührenzahlung
Hier gelten meist dieselben Zinssätze wie im BGB – teilweise jedoch mit abweichenden Fristen oder Zinssätzen nach Spezialgesetzen.
Tipps zur Praxis
- Fristen klar kommunizieren (z. B. „zahlbar innerhalb von 14 Tagen“)
- Rechnungen mit Verzugshinweis versehen (bei Verbrauchern notwendig!)
- Verzugszinsen bei Mahnungen berechnen (erhöht Druck zur Zahlung)
- Verzugspauschale im B2B-Fall einfordern
Häufige Fragen (FAQs)
Was bedeutet Verzugszins einfach erklärt?
Das ist der Zins, den du zahlen musst, wenn du eine Rechnung zu spät bezahlst – gesetzlich geregelt, zusätzlich zur eigentlichen Forderung.
Wie hoch ist der Verzugszins aktuell?
Für Verbraucher: 8,62 %, für Unternehmen: 12,62 % – abhängig vom Basiszinssatz (Stand: 01/2024).
Ab wann darf Verzugszins verlangt werden?
Entweder ab dem Tag nach der vereinbarten Fälligkeit oder nach 30 Tagen nach Rechnung – je nachdem, was früher eintritt.
Wie berechne ich Verzugszinsen korrekt?
Mit der Formel:
Forderung × Zinssatz × Verzugstage ÷ 360
Gibt es eine Verjährung bei Verzugszinsen?
Ja – wie alle Zinsforderungen unterliegen auch Verzugszinsen der regelmäßigen Verjährung nach 3 Jahren (§ 195 BGB).
Fazit: Der Verzugszins – rechtlich klar, wirtschaftlich spürbar
Der Verzugszins ist ein effektives Mittel zur Wahrung von Zahlungsdisziplin und zur Entschädigung bei verspäteter Zahlung. Besonders im Geschäftsverkehr kann er – zusammen mit Verzugspauschale und Mahnkosten – eine wirksame finanzielle Sanktion darstellen. Für Unternehmen ist er nicht nur juristisches Instrument, sondern auch Teil eines professionellen Forderungsmanagements. Wer seine Rechte kennt und systematisch geltend macht, kann Zahlungsausfälle minimieren und Liquidität sichern.